Mein hund weint wenn er alleine ist

Warum heult mein Hund? – Hundeheulen erklärt

Lange glaubten Wissenschaftler, nur Wölfe könnten heulen. Doch das entpuppte sich als falsch. Hunde tun es ebenso wie ihre Ahnen – und aus denselben Gründen.

Auch wenn die meisten Nachbarn es als nervend empfinden: Hundeheulen klingt schaurig und schön zugleich. Zwar melden sich Hunde weitaus häufiger bellend zu Wort, dafür sind die Situationen, in denen sie denn heulen, recht vielfältig.

Territorialgejohle

Hundebesitzer, die gleich mehrere Hunde halten, können diese nicht selten beim „Chorheulen“ beobachten. Hier hat das Heulen gleich mehrere Funktionen. Zum einen stärkt es den sozialen Zusammenhalt. Wer mitheult, gehört einfach dazu. Zum anderen demonstrieren die „Sänger“ nach außen: „Hier wohnen wir und das ist unser Hypoallergenes Hundefutter!“

Vor allem Züchter kennen das. Kaum spazieren draußen Leute vorbei, vielleicht auch noch mit fremden Hunden, fängt die Meute drinnen oder hinter dem Zaun zu heulen an. Dabei laufen alle geschäftig umeinander. Oft machen auch schon die Kleinsten mit. Ihre Absicht ist klar – wer immer da draußen ist, soll bitte schön auch dort bleiben.

Entflammte Fell-Casanovas

Viele Hundehalter, die ihren Vierbeiner schon einmal heulen gehört haben, besitzen einen Rüden. Nicht, dass Rüden heulfreudiger wären als ihre weiblichen Artgenossen. Aber wenn die Schönste vom Ende der Straße läufig wird, ist nun mal eher dem benachbarten Rüden sprichwörtlich zum Heulen zumute. Der Laut verbreitet sich über weite Entfernungen und dient auch einsamen Wölfen vor allem dazu, einander zusammenzurufen: „Ich bin hier, komm du doch auch“. Und genau das versucht ein verliebter Rüde seiner Angebeteten auch zu übermitteln.

Nicht fürs Alleinsein gemacht

Als hochsoziale Lebewesen sind Hunde nicht dafür gemacht, allein zu sein. Das erklärt auch, warum viele Hunde heulen, wenn sie zu Hause allein gelassen werden und unter Trennungsangst leiden. Sie versuchen, durch das Verhalten die Gemeinschaft mit Herrchen und Frauchen wiederherzustellen.

Wenn diese dann sogleich zur Rettung eilen, erkennt der Hund, dass seine Strategie Erfolg hat. Er wird deshalb immer wieder und immer stärker heulen, wenn er sich einsam fühlt. Da Trennungsangst für Hunde sehr schlimm ist, sollten betroffene Besitzer einen Hunde-Verhaltensberater aufsuchen, damit Bello seine Trennungsangst überwinden kann. Hier können möglicherweise unsere schmackhaften Irish Pure Kauknochen für Hunde als Ablenkung helfen, probiere es doch einmal aus!

Ansteckend musikalisch

Heulen wirkt ansteckend. Viele Hunde lassen sich deshalb mit Musik und Sirenen zum Heulen bringen. Testet die freiwillige Feuerwehr allwöchentlich ihre Alarmanlage, stimmt in manchen Dörfern just die gesamte Hundebevölkerung ein. Manche Vierbeiner hegen sogar eine Vorliebe für bestimmte Instrumente und heulen bevorzugt, wenn Geige gespielt oder in eine Mundharmonika geblasen wird. Andere reagieren auf Songs und singen mit. Früher glaubte man, dass Hunde heulen, weil ihnen die Musik in den Ohren wehtut. Heute weiß man: Das Gegenteil stimmt. Wer heult, übt auf Hunde eine enorme Anziehungskraft aus, denn sie laufen immer zum Heulenden hin. Eben auch zum heulenden Radio. Manche Hunde heulen übrigens auch im Traum, vielleicht träumt er ja gerade von unserem Premium Hundefutter?.

Nachahmen erwünscht

Das Heulen dürfen Hundebesitzer durchaus imitieren. Denn Hunde verbinden mit dem Laut die überaus wichtige Pflege ihrer sozialen Beziehungen. Wird geheult, kann das Bello also nur gefallen.

Hundeheulen im Überblick:

  • Es stärkt den sozialen Zusammenhalt
  • Ein Rudel grenzt dadurch sein Territorium ab
  • Hunde wollen damit ihre Einsamkeit beenden
  • Das Heulen wirkt ansteckend
  • Es darf von Hundebesitzern ruhig imitiert werden

Seit über 100 Jahren beträgt die übliche festgelegte Arbeitszeit täglich etwa acht Stunden. In den vielen Büros und Jobs ist es nicht gestattet, den eigenen Hund mit zur Arbeit zu bringen.

Für viele Hunde ist das eine enorme Herausforderung. Der Hund, der als hochsoziales Lebewesen gerne beim Menschen sein möchte, begreift nicht ohne weiteres, weshalb er für acht oder manchen Fällen, sogar noch länger allein bleiben muss.

So ist es wenig überraschend, dass viele Hunde während unserer Arbeitszeit auf sich alleine gestellt bleiben. Manche Hunde erleiden dann häufig unterschiedlich stark ausgeprägte Trennungsängste. Finden Hund und Halter Lösung für dieses Problem, bleibt als letzter Ausweg – scheinbar – oft nur die Abgabe des Haustieres im Tierheim.

Die Hintergründe für Trennungsangst

Während die Beschreibung von Verlust- oder Trennungsangst einfach erscheint, entpuppt sich die (wissenschaftliche) Diagnose davon meist deutlich komplexer.

Das liegt in erster Linie daran, dass die Symptome, die typischerweise  bei Trennungsangst auftreten, auch durch andere Ursachen ausgelöst werden können.  Ausgiebiges Bellen und / oder Zerstörung von Mobiliar, Wänden oder Türen müssen nicht zwangsläufig Symptome für Trennungsangst sein – auch Langeweile oder zu wenig körperliche Auslastung können zu solchen Verhaltensweisen führen. Ebenso lösen sich manche Hunde schlichtweg an unerwünschten Orten, weil sie nicht ausreichend zur Stubenreinheit erzogen wurden.

Ich als Hundetrainerin werde oft gerufen, um den Haltern zu helfen, die Trennungsangst des Hundes in den Griff zu bekommen. Wo die Ursache für ihr Problem zu suchen ist, spielt für manche Hundehalter eher eine untergeordnete Rolle. Warum es sehr sinnvoll und zielführend ist, sich mit der Ursache dennoch detailliert auseinander zu setzen, möchte ich Ihnen in diesem Artikel veranschaulichen.

Während wir in der Arbeit mehr als genung zu tun haben, warten unsere treuesten Freunde zu Hause, oft alleine ohne Ansprache und Ablenkung. (Bildquelle: Adobe Stock, wip-studio, 79632408)

Die Interpretation von Trennungsangst im Hundetraining

Im Hundetraining wird Verlustangst und Kontrollverlust durch unterschiedliche Verhaltensweisen des Hundes voneinander unterschieden. Die Unterscheidung der beiden Formen kann helfen, dem Besitzer die Gefühlswelt des Hundes zu verdeutlichen und so die Therapie erleichtern.

Verlustangst:

Verlustangst bedeutet, dass der Hund um sich selbst Angst hat. Der Hund verhält sich als er würde zurückgelassen und könne sich aus seiner Situation nicht befreien. Er hält sich selbst ohne seinen Menschen für nicht überlebensfähig und verhält sich, als würde er nicht mit einer Rückkehr seines Menschen rechnen. Verlustangst zeigt sich in Zerstörungen fast ausschließlich im Tür- manchmal auch Fensterbereich.

Bei dieser Form der Trennungsangst zeigt sich eine überschwängliche, aber stark submissive Begrüßung des Menschen, die vor allem an Klettern und Lefzen-/Backenlecken erkannt werden kann. Während des Alleinseins ist der Hund sehr unruhig und kommt nur aus Erschöpfung zum Sitzen oder Liegen. Lautäußerungen variieren von Jaulen, Heulen bis hin zu Heul-Bellen, gelegentlich kann auch Frustbellen hinzukommen.

Hunde mit Trennungsangst haben häufig kein Problem mehr mit dem Alleinsein, wenn ein Hundesitter oder eine vertraute Person bei ihnen ist. Ein Hund mit Trennungsangst entfernt sich in der Regel nur wenig von seinem Menschen und bleibt häufig auch im Freilauf auf dem Spaziergang in dessen Nähe. Hunde mit Verlustängsten leiden meiner Erfahrung nach, manchmal auch an körperlichen Symptomen, wie Durchfall oder Erbrechen.

Kontrollverlust:

Hunde mit Kontrollverlust wirken in ihrem Verhalten eher echauffiert darüber, dass sie keine Kontrolle über ihren Menschen mehr ausüben können. Kontrollverlust lässt sich an den vielseitigen Zerstörungen des Hundes erkennen. Sie zerstören Gegenstände im gesamten Wohnbereich und verarbeiten so in erster Linie den Frust über das Verlassen werden. Begrüßungen fallen daher eher maßregelnd und imponierend aus, was durch die Rute in Imponierhöhe, schnelles, heftiges Anspringen, gefolgt von erneutem Anlauf zum Anspringen, evtl. auch durch beißen/greifen in die Hände oder Arme und Bellen erkannt werden kann.

Lautäußerungen sind in der Regel heftiges Frust-Bellen in hohen Tönen oder tiefes Wut-Bellen. Hunde mit Kontrollbedürfnis verfolgen ihre Menschen oft auf Schritt und Tritt in der Wohnung, entfernen sich aber auf dem Spaziergang tendenziell  trotzdem auch mal etwas weiter, wenn die Umgebung interessant erscheint. Hunde mit Kontrollverlust können in der Regel auch nicht mit einem Hundesitter allein bleiben, da das Kontrollbedürfnis eine oder mehrere bestimmte Personen  aus ihrem Haushalt betrifft.

Langeweile:

Langeweile kann häufig mit Kontrollverlust verwechselt werden, da die „Kreativität der Zerstörungen“ sich ebenfalls über das  gesamte Haus erstrecken kann.  Ob Langeweile der einzige Auslöser für Zerstörungen und Lautäußerungen ist, kann relativ einfach getestet werden, indem man dem Hund einige Tage lang vor dem Alleinbleiben lange Spaziergänge mit viel körperlicher und geistiger Auslastung anbietet. Sollten die Zerstörungen und das Bellen dann deutlich weniger werden oder gar komplett ausbleiben, handelt es sich ziemlich sicher um einen gelangweilten Hund.

Hunde, die aus Langeweile nicht alleinbleiben können, tendieren ferner auch dazu, Dinge zu zerstören, wenn ihre Menschen im Haus anwesend sind. Sie sind auch seltener als „Schatten“ ständige Begleiter ihrer Menschen und suchen hingegen auch im restlichen Alltag nach „Beschäftigung“ abseits ihrer Menschen.

Wann kommst du nach Hause? Eine Frage, die so manch ein Hund seinem Halter stellt.
(Bildquelle: Adobe Stock, Eva, 231984726)

Wissenschaftlich beschriebene Symptome von Trennungsangst

In der Wissenschaft werden die oben genannten Formen der Trennungsangst nicht unterschieden, sondern alle zusammengefasst betrachtet. Darum wird die Vielzahl der Symptome, sowie mögliche Lösungsansätze einheitlich für alle Formen der Trennungsangst beschrieben.

Folgende Symptome sind in Verbindung mit Trennungsangst wissenschaftlich beschrieben worden:

  • Exzessives Verfolgen des Besitzers im Haus
  • Bellen / Jaulen / Heulen / Winseln
  • Durchfall / Erbrechen / Speicheln / Urinieren
  • Geräuschängste (Silvester, Gewitter, Stürme, Hagel etc.)
  • Allgemeine Ängstlichkeit im Alltag
  • Rastlosigkeit im Alltag und beim Alleinsein
  • Kratzen und Hochspringen an der Tür /Fenstern /Ausgängen

Außerdem ist wissenschaftlich beschrieben, dass Hunde mit Trennungsangst in der Regel auch unter anderen Ängsten leiden. Besonders häufig wird hierbei die Angst vor Geräuschen aufgeführt. Die Verknüpfung von Trennungsangst mit anderen Ängsten erscheint naheliegend, da angstauslösende Reize, die während der Abwesenheit des Besitzers auftreten, den Hund zusätzlich verunsichern. Schließlich ist die Schutz spendende Person nicht verfügbar. Tritt also ein Angst auslösender Reiz (z.B. Sturm/Gewitter) während des Alleinbleibens auf, sorgt dieser für enorme Verunsicherung des Hundes. Wenn das Trauma des Hundes mit dem Alleinsein/Verlassen werden  verknüpft wurde, kann dies langfristig zur Entstehung oder Verstärkung der Trennungsangst führen.

Man hat herausgefunden, dass Hunde, die unter Trennungsangst leiden, während des Alleinseins körperlich aktiver sind, als andere Hunde. Dabei versuchen sie hauptsächlich zur Tür, durch die der Mensch das Haus verlassen hat, hindurch zu kommen.

Manche versuchen es auch bei anderen möglichen Ausgängen des Hauses, wie etwa Terrassentüren oder Fenstern. Außerdem begrüßen sie ihre Besitzer bei deren Rückkehr sehr viel stürmischer und länger. Häufig ist dabei mehr als zwei Minuten langes Anspringen, in die Hände „beißen“ oder sogar urinieren zu beobachten.

Viele Besitzer tendieren dazu ihrem Hund bei auftretender Trennungsangst  Gegenstände (z.B. getragene T-Shirts) zu hinterlassen. Allerdings zeigen alle Tests, dass nur Hunde ohne Trennungsangst Interesse an solchen Gegenständen zeigen.

Ein T-Shirt mit Duft des Besitzers spendet einem Hund mit klinischer Trennungsangst also keinen Trost. Hunde mit Trennungsangst verfolgen ihre Besitzer zuhause drei- bis fünfmal so oft.  Viele von ihnen können insgesamt als rastlos eingestuft werden. Dies lässt schlussfolgern, dass Hunde mit Trennungsangst chronisch müde sein müssen. Sie können nicht ruhig schlafen, wenn der Besitzer im Haus aktiv ist und sie kommen nicht zur Ruhe, wenn man sie allein lässt. Durch Videobeobachtungen konnte festgestellt werden, dass diese Hunde siebenmal häufiger Anzeichen von Depression zeigen, als Hunde, die gut an das Alleinsein gewöhnt sind. Außerdem hat die Mehrzahl der getesteten Hunde mit Trennungsangst  Futter in der Abwesenheit ihrer Menschen verweigert.

Starkes Speicheln, Durchfall oder Erbrechen sind etwas seltener beobachtbare Symptome. Allerdings sind sie ein eindeutiger Hinweis auf klinische Trennungssangst, denn Hunde, die alleine bleiben können, zeigen beim Alleinbleiben diese Symptome nicht.

Was passiert im Körper des Hundes?

Wenn ein Hund mit Trennungsangst alleine gelassen wird, aktiviert das Gehirn das sympathische Nervensystem. Neuronen aktivieren das Verdauungssystem, weshalb manche  Hunde auch unter Durchfall leiden, wenn sie allein gelassen werden. Adrenalin (Wachheits- und Kampfhormon), sowie Noradrenalin und Kortisol (Stresshormon) werden ausgestoßen. Dadurch steigen Blutdruck und Herzschlag.

Der Hund empfindet  die Situation als unangenehm, angstauslösend und stressig.  Als Resultat wird der Körper von Angst förmlich „durchflutet“.  Um den Stress abzubauen, kann häufig bei Hunden auch Unruhe, im Sinne von auf- und ablaufen in der Wohnung beobachtet werden.

Die Verhaltensweise, die Hunde zeigen, wenn sie alleine gelassen werden können sehr unterschiedlich sein.
(Bildquelle: Adobe Stock, chalabala, 122360009)

Gibt es Hunde, die für Trennungsangst anfällig sind?

Die Ursachen für Trennungsangst sind noch nicht vollständig erforscht. Es gibt diverse Hinweise auf mehrere Faktoren, die für Trennungsangst verantwortlich sein können, jedoch gibt es noch keine eindeutigen Beweise. Für einen möglichst guten Überblick,  fasse ich für Sie die wissenschaftlich beschriebenen Ergebnisse zusammen.

Bei der statistischen Untersuchung vieler Studien ergab sich, dass Straßenhunde, Tierheimhunde sowie Mischlinge tendenziell eher von Trennungsangst betroffen sind, als reinrassige Hunde, Hunde die vom Züchter abgegeben oder in ihrem Für-immer-Zuhause geboren wurden.  Häufig stelle ich in meiner Praxis fest, dass Hunde aus dem Tierheim sehr schnell für längere Perioden in ihrem neuen Zuhause allein gelassen werden. Die Begründung der neuen Besitzer ist meist, dass der Hund ja Alleinsein gewöhnt sein müsse, habe er doch längere Zeit fast permanent im Tierheimzwinger allein verbracht. Ob der Hund nun ursächlich nicht  allein bleiben kann, weil er im neuen Zuhause beim ersten Alleinsein einen Schock erlitten hat, oder ob er nicht mehr allein bleiben kann, weil er zu lange im Tierheimzwinger allein war, oder an dritter Stelle, ob er nicht mehr allein sein kann, weil sein Urvertrauen durch den Umzug ins Tierheim erschüttert wurde, kann nur schwer festgestellt werden.

Für mich steht deshalb fest, dass mit einem Hund aus dem Tierschutz ebenso konsequent und liebevoll das Alleinsein geübt werden sollte, wie mit  einem Welpen. Da einige Studien beschreiben, dass Hunde, die zu kurz nach einem Umzug im neuen Heim allein gelassen wurden, ohne vorher das Alleinsein in der neuen Umgebung erneut in kleineren Dosen geübt zu haben, scheinbar „plötzlich“ Trennungsangst entwickeln können, liegt nahe, dass es prinzipiell sinnvoll ist eine gewisse Gewöhnungszeit in neuer Umgebung einzuplanen.

Aber auch das Trauma einen geliebten Menschen zu verlieren (z.B. „Scheidungshunde“), oder auch eine drastische Änderung der Arbeitszeiten der Besitzer können Auslöser für Trennungsangst sein.

Einige Wissenschaftler haben sich mit dem Zusammenhang von Persönlichkeit und Trennungsangst befasst. Dabei fiel ihnen auf, dass Besitzer die Schwierigkeiten haben, Nähe zuzulassen häufiger Hunde mit Trennungsangst haben, als Menschen mit anderen Persönlichkeitstypen. Wissenschaftler vermuten, dass Menschen mit diesem Bindungsmerkmal weniger in der Lage sind, auf die Bedürfnisse  und Empfindungen des Hundes eingehen zu können. Dies führt zu einer unsicheren Bindung zwischen Mensch und Hund. So kann der Hund nicht lernen, sich auf seinen Menschen und dessen Rückkehr zu verlassen.

Auch die Persönlichkeiten von Hunden mit und ohne Trennungsangst wurden bereits untersucht. Dabei haben auffällig viele Hunde, die als neurotisch beschrieben werden können, klinisch diagnostizierte Trennungsangst. Neurotische Hunde, also solche, die die Tendenz haben, psychisch instabil zu sein, neigen eher dazu, Situationen als gefährlich einzuschätzen und geraten beim Alleinsein deshalb eher in Panik, da der Fels in der Brandung, sein Mensch, nicht bei ihnen ist.

Spannendes Detail: In einigen Studien wurden Hundebesitzer gefragt, ob sie mit ihren Hunden auch die Hundeschule besuchen würden. Hunde, die regelmäßig in der Hundeschule trainieren, sind deutlich seltener mit Trennungsangst betroffen, als jene, die kein Training erhalten.

In vielen Studien war auffällig, dass Hunde in Wohnungen und städtischer Umgebung deutlich häufiger Trennungsangst zeigen, als in ländlichen Gegenden. Allerdings ist hier nicht auszuschließen, dass die Trennungsangst in dichter besiedelter Umgebung einfach häufiger auffällt und aufgrund des Störfaktors auch behandelt wird, als im ländlichen Raum.

Hunde, die unter Trennungsangst leiden, zeigen sehr häufig auch Geräuschempfindlichkeit. Der Zusammenhang zwischen Trennungsangst und Geräuschangst ist zwar beschrieben, aber wissenschaftlich noch nicht genauer untersucht.

Aus meiner Praxis kann ich Ihnen folgende Einschätzung mit auf den Weg geben: in Hund, der Angst vor Gewittern, Stürmen oder Baustellenlärm hat, fühlt sich, wenn er diesen Geräuschen ausgesetzt ist im eigenen Heim allein nicht sicher und gruselt sich stärker als andere Hunde. Erlebt er nun ein Gewitter während des Alleinseins, kann beim nächsten Mal wenn der Besitzer ihn verlässt die Erinnerung an die schreckliche Situation die Angst auch bei gutem Wetter auslösen. Deshalb ist es unerlässlich bei Hunden mit Trennungsangst auch die Geräuschangst zu prüfen und ggf. auch therapeutisch zu behandeln.

Geräuschangst zu desensibilisieren ist eine Fleißaufgabe und zum Glück überhaupt nicht schwer. Außerdem ist es generell sinnvoll, das Selbstbewusstsein des Hundes zu stärken, um ihm das Gefühl zu geben, auch allein für einige Stunden gut zurecht zu kommen. Dabei können kleine Übungen, wie beispielsweise den Hund eigenständig sein Spielzeug von einem Ast ziehen, ausbuddeln oder aus einem Pappkarton durch Zerstörung heraus holen zu dürfen.

Aber es gibt auch gute Nachrichten. In den Studien, in denen weitere Lebensumstände statistisch untersucht wurden, zeigte sich, dass es keinen Einfluss auf vorhandene Trennungsangst hat, wenn man seinen Hund verwöhnt. Hunde die im Bett beim Besitzer schlafen dürfen, die vom Tisch gefüttert werden oder die viel mit dem Besitzer unterwegs sind, leiden nicht häufiger an Trennungsangst als andere Hunde.

Wo bist du wo bist du wo bist du? Ich habe Hunger! Komm endlich nach Hause!
(Bildquelle: Adobe Stock, chalabala, 275821907)

Lösungsansätze und ihre Wirksamkeit

Ein zweiter Hund als Babysitter

In einigen Fällen wurde ich erst als Trainerin zu Rate gezogen, nachdem zu einem Hund, der nicht allein bleiben konnte, ein weiterer Hund einzog. Die Familien hofften, dass ein weiterer Hund als Gesellschaft die Trennungsangst lösen könnte.  In sämtlichen Studien, die zur Trennungsangst bei Hunden durchgeführt wurden, spielte die Anwesenheit von anderen Hunden oder anderen Tieren im Allgemeinen keine Rolle für den leidenden Hund. Die Trennungsangst veränderte sich nicht.

Meiner eigenen Erfahrung nach kann ich von  Familien berichten,  die sich einen Welpen oder der Tierschutzhund anschafften, der das Alleinsein ja ebenfalls nicht beherrschte. Wenn sie mit dem neuen Hund das Alleinsein nicht übten, ergab sich, dass sie dann endgültig zwei Hunde mit Trennungsangst hatten. Wenn man logischerweise die Konsequenz zieht, dass man mit jedem neuen Hund das Alleinsein gleichermaßen üben muss, liegt man wohl auf der sicheren Seite.

Sicherlich gibt es auch Fälle, in denen der zweite Hund so viel Sicherheit spendet, dass beide Hunde gemeinsam das Alleinebleiben ohne Angst erleben, jedoch sollte davon nicht als Regelfall ausgegangen und unbedingt im Vorfeld geübt werden.

Die Gewöhnung ans Alleinsein ist Fleißarbeit

Häufig wird Desensibilisierung als Therapiemethode bei Trennungsängsten empfohlen. Hierbei geht es darum, den Hund immer wieder in ganz kleinen Dosen der angstauslösenden Situation auszusetzen und die Übung zu beenden, bevor der Hund eine Angstreaktion zeigt. Bei der Verhaltenstherapie mit einem Hund, der an Trennungsangst leidet, ist es also notwendig, den Hund viele Male allein zu lassen, aber zu ihm zurück zu kehren, bevor er eine Angstreaktion auf das Alleinsein zeigt. Bei hartnäckigen Fällen kann dies bedeuten, dass der Halter den Raum täglich bis zu fünfzig Mal nur für ein bis zwei Sekunden bis Minuten verlässt, um sofort wieder zurück zu kehren. Diese Übung wird solange wiederholt, bis der Hund völlig entspannt zurück bleibt. Dann wird die  Periode des Alleinlassens sukzessive verlängert, bis der Halter den Raum für mehrere Minuten verlassen kann, ohne Panikreaktion des Hundes. Hundetrainer und Wissenschaft beschreiben gleichermaßen die Nachhaltigkeit dieser Trainingsmethode.

Über den Erfolg dieser Trainingsmethode entscheidet in erster Linie der Fleiß des Halters, da das Training nur in kleinen Schritten verlängert werden kann und eine Einheit immer beendet werden muss, bevor der Hund mit Angst reagiert.

Um dem Hund das Alleinsein möglichst leicht zu machen, ist es sinnvoll, ihn körperlich und geistig auszulasten. Ein Hund, der bereits müde ist und auch geistig gefordert wurde, kann besser abschalten, wenn er allein gelassen wird. Interessant ist dabei, dass Hundehalter prinzipiell eher bereit dazu sind, den Hund stärker auszulasten, als fleißig mit ihm die Desensibilisierung zu üben. Doch die Auslastung allein verspricht nachweislich keine Heilung des Problems.

Andere Ängste müssen auch desensibilisiert werden

Da die Mehrheit der Hunde mit Trennungsangst auch unter anderen Ängsten leidet, ist es sinnvoll, auch diese zu Desensibilisieren. Ein Hund kann nur ohne Angst allein zu Hause bleiben, wenn er dabei keine weiteren Ängste empfinden muss. Insbesondere Geräuschängste können gut trainiert werden und sind nicht selten mitverantwortlich für die Trennungsangst.

Die Welt ist wieder in Ordnung – du bist wieder zu Hause!
(Bildquelle: Adobe Stock, contrastwerkstatt, 225299174)

Fazit

Die Erfahrung aus meiner Praxis zeigt, dass es häufig nicht genügt, sich nur auf einen Trainingsweg zu fokussieren. Besonders entscheidend über Erfolg und Misserfolg während des Trainings ist, dass eine durchgehende Betreuung des Hundes notwendig ist, wenn der Besitzer ihn nun doch mal allein lassen müsste.

Ein Hund, der das Trauma des Alleinseins regelmäßig erneut erleben muss, wird langfristig auch mit dem besten Training nicht lernen allein zu bleiben.

Der nachhaltigste Weg, die Trennungsangst zu überwinden ist ganzheitlich angelegt: Die Desensibilisierung  durch sehr häufiges, kurzes alleinlassen in Kombination mit dem Aufbau des Selbstvertrauens des Hundes durch Training, sowie bessere körperliche Auslastung und die Desensibilisierung der anderen Ängste. Diese Kombination führt langfristig zu einer Verbesserung der Lebensqualität von Mensch und Hund.

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Was tun wenn der Hund nicht alleine bleiben kann?

Dein Hund bleibt nicht allein?.
Schrittweises Gewöhnen an dein Fernbleiben..
Nur keine Angst vor Rückschritten..
Keine Abschieds- und Begrüßungszeremonien..
Belohne deinen Hund für sein ruhiges Verhalten..
Verknüpfen deine Abwesenheit mit etwas Positivem..

Wie bleibt der Hund entspannt alleine?

Das Alleinebleiben langsam üben Ignorier deinen Hund bewusst mehrere Minuten, bevor du gehst. Verlasse das Haus erst, wenn sich dein Hund ruhig und entspannt verhält. Vergiss nicht, den richtigen Befehl zu geben und bleibe nur ganz kurz weg. Komm aber erst zurück, wenn sich dein Tier ruhig verhält.

Wie fühlt sich ein Hund wenn er alleine ist?

Hunde, die sich einsam fühlen, bellen, winseln und heulen oft, sobald sie alleine zu Hause sind. Dies bleibt vom Besitzer meist unbemerkt, bis sich genervte Nachbarn beschweren. Tipp: Mit eine Haustierüberwachungskamera sehen Sie auch unterwegs, wie sich Ihr Hund zu Hause gerade verhält.

Wie äußert sich Trennungsangst bei Hunden?

Folgende Symptome sind in Verbindung mit Trennungsangst wissenschaftlich beschrieben worden: Exzessives Verfolgen des Besitzers im Haus. Bellen / Jaulen / Heulen / Winseln. Durchfall / Erbrechen / Speicheln / Urinieren.