Manche menschen wollen die welt brennen sehen

„Die Seele der Menschen muss in ihren tiefsten Tiefen verängstigt werden – durch unerforschliche und scheinbar sinnlose Verbrechen. Verbrechen, die niemandem Nutzen bringen, die nur den einen Sinn haben, Angst und Schrecken zu verbreiten, denn der letzte Sinn des Verbrechens ist, eine unbeschränkte Herrschaft des Verbrechens aufzurichten, einen Zustand vollkommener Unsicherheit und Anarchie, aufgebaut auf den zerstörten Idealen einer Welt, die zum Untergang verurteilt ist.“

Wer nach den Inspirationen von „The Dark Knight“ sucht, stößt natürlich auf Frank Millers Comic „Batman: The Dark Knight Returns“ – jedoch, der geistige Urvater ist ein Deutscher. Obige Zeilen stammen aus Fritz Langs Film „Das Testament des Dr. Mabuse“ von 1933, und seine von Rudolf Klein-Rogge verkörperte Titelfigur war Theoretiker und Praktiker des Verbrechens. Ein halbes Dutzend Mabuses und ungezählte andere Bösewichte haben ihm nachgeeifert, aber einen würdigen Nachfolger hat der Doktor erst jetzt gefunden: in Heath Ledgers Joker.


Viel ist geschwärmt worden von Ledgers Vorstellung, dem schrillen Gelächter, der verschmierten weißen Schminke, den kohlrabengeschwärzten Augen, vernarbten Lachfalten. Sie ist außerordentlich und viel beunruhigender als Jack Nicholsons Joker im ersten „Batman“ vor 20 Jahren, der sich im geheimen Einverständnis mit uns Zuschauern befand: Wenn er grinste, durften wir lachen.

Ledgers Joker ist unberechenbar

Ledgers Joker ist nicht so leicht auszurechnen. Eine gute Weile begreifen wir – das Publikum wie seine Gegenspieler – überhaupt nicht, worauf er eigentlich hinaus will. Will er Geld? Die Mafia, deren Bank er ausraubt, erliegt diesem fatalen Missverständnis. Will er Macht? Der neue Staatsanwalt Harvey Dent betrachtet das Ringen als Machtprobe und muss für diese Fehleinschätzung büßen.

„Batman Begins“, der erste Fledermaus-Film des Regisseurs Christopher Nolan vor drei Jahren, tauchte tief in die Vergangenheit des Bruce Wayne und erklärte sein Doppelleben – Playboy-Milliardär und verkappter Stadtsäuberer – aus einem Kindheitstrauma. „The Dark Knight“ gehört dem Joker, und wir erfahren, wie und warum er tickt wie er tickt. Wir haben es mit zwei emotional verkrüppelten Kindern auf der Suche nach Kompensation zu tun, der eine, indem er krampfhaft Gutes tut, der andere, indem er zwanghaft nach dem Bösen strebt.


„Wir leben in einer zynischen Welt, und unser Business besteht aus harter Konkurrenz“, sagte Tom Cruise vor zehn Jahren in „Jerry Maguire“ zu Renee Zellweger. „Ich liebe dich. Erst durch dich bin ich komplett.“ Dieses berühmte Zitat greift Nolan auf, wenn Batman (Christian Bale) seinen Gefangenen verhört: „Erst durch dich bin ich komplett“, höhnt Joker – und der Held schnappt nicht mit der erwartbaren „Ich stehe für das Gute und du für das Böse“-Replik zurück, sondern nimmt es hin, weil er weiß, dass der grausame Clown ihm gegenüber eigentlich Recht hat.

Streit um die Seelen der Mitmenschen

In diesem Duell geht es nicht um die Zerstörung des Anderen (weil dies auf eine teilweise Selbstzerstörung hinaus liefe) und ebenso wenig um die Anhäufung von Reichtümern; einmal setzt Joker kichernd eine meterhohe Pyramide aus Banknotenbündeln in Brand, in einem Land wie Amerika, wo Kaufen höheres soziales Ansehen genießt als Denken, eine obszöne Handlung.

Die beiden streiten vielmehr geradezu philosophisch um die Seelen ihrer Mitmenschen. Stets konstruiert der Joker teuflische Dilemmas aus Gemeinnutz wider Eigennutz. Batman solle seine Maske lüften, verlangt er, andernfalls müssten Bürger seiner Stadt sterben. Batmans alte Flamme Rachel Dawes und deren neue Liebe Harvey Dent setzt er zwischen Ölfässer, und die beiden müssen die Wahl treffen, wer von ihnen überleben darf. Später das gleiche verhundertfacht: zwei voll besetzte Fähren, auf jeder eine versteckte Bombe – und deren Auslöser jeweils in den Händen der Passagiere des anderen Schiffs: Wer zuerst die anderen in die Luft sprengt, soll davonkommen.

Natürlich ein hohles Versprechen, denn der Joker strebt nicht nur nach dem Beweis, dass der Mensch des Menschen Wolf ist, sondern „einen Zustand vollkommener Unsicherheit und Anarchie“ an. Batmans Butler Alfred (Michael Caine) hat dies erkannt: „Manche Menschen können weder gekauft noch eingeschüchtert werden, mit ihnen ist weder zu argumentieren noch zu verhandeln. Sie wollen einfach nur die Welt brennen sehen.“

Kritik an Batmans Methoden

Die perfekten Terroristen mithin, womit wir bei dem politischen Subtext wären, den viele in „The Dark Knight“ interpretieren und den die Autoren, Christopher Nolan und sein Bruder Jonathan, hartnäckig in Abrede stellen. Joker wäre demnach der ziel- und seelenlose Weltenzerstörer (sprich: al-Qaida), Harvey Dent der gesetzestreue Ordnungshüter (die Uno) und Batman der Selbstjustiz-Sheriff (Bushs Amerika).

In die Konstruktion passt ebenfalls, dass in Gotham Kritik an Batmans Methoden aufkommt (wie in der Weltöffentlichkeit am „War on Terror“) und in dem selbst ernannten Erdenretter, ob Batman oder den USA, Zweifel an seinem Handeln keimen. „Dark Knight“ entwickelt das Szenarium sogar in die Zukunft. Da taucht eine Horde als Batman Maskierter auf, die sich ebenfalls als Racheengel gebären, und diese eine Szene illustriert die Diskussion, welche wir langatmig führen: Viel mehr Schaden als der Terrorismus selbst können die Hysteriker anrichten, die ihn zu bekämpfen vorgeben.

Eine Comic-Verfilmung, die solche Gedanken nicht nur zulässt, sondern befördert, ist eine Rarität. Eine 180-Millionen-Dollar-Seltenheit, denn „Dark Night“ schämt sich kein bisschen, ein Blockbuster zu sein, mit gleich sechs spektakulären Action-Sequenzen (die nicht auf 35 Millimeter, sondern mit einer 65mm-Imax-Kamera gedreht wurden). Nolan schafft es außerdem, nicht nur seine Protagonisten als komplexe Persönlichkeiten zu zeichnen, sondern noch drei weitere, den Staatsanwalt (Aaron Eckhardt), dessen und Batmans große Liebe Rachel (Maggie Gyllenhaal statt Katie Holmes, ein Fortschritt) sowie Batmans Polizeiverbündeten Jim Gordon (Gary Oldman).

„The Dark Knight“ setzt Maßstäbe in Technik und Substanz, und wie ungewöhnlich er ist, geht einem am Schluss noch einmal auf, wenn Nolan – als kleines Gegenserum zu so viel Nihilismus – ganz konventionell die Familienbande als letzte Rettung einer nahezu unrettbaren Welt ins Spiel bringt. Dann, nach 152 Minuten, das nie Dagewesene: Der siebte Teil einer Serie ist vorbei – und man wünscht sich einen achten. Doch vorher gibt es einen neuen „Dr. Mabuse“, und der kommt aus Deutschland...

Was sagt Batman immer?

„Weil die Wahrheit manchmal nicht gut genug ist. Manchmal verdienen die Menschen mehr. Manchmal verdienen die Menschen, dass ihr Vertrauen belohnt wird. “ („The Dark Knight“, 2008) (Original: „Because sometimes the truth isn't good enough, sometimes people deserve more.

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