Laim und die tote im teppich bmw

Max Simonischek als Laim. Mittlerweile hat er die Figur derart perfektioniert, dass sie der d�steren Aura des snobistischen Existenzialisten zum Trotz sympathisch wirkt.

Ein Mann bricht eine Wohnungst�r auf, stellt eine Bronzefigur auf einen Sims, blickt kurz in die Kamera, rollt einen Perserteppich zusammen, l�dt ihn in sein Auto und f�hrt davon: Das ist ein ebenso ungew�hnlicher wie r�tselhafter Auftakt f�r einen Krimi, und im Grunde darf eigentlich kaum mehr verraten werden, weil jede weitere Information eine �berraschung weniger ist. „Laim und die Tote im Teppich“ ist der vierte Fall f�r Lukas Laim (Max Simonischek). W�hrend die ersten beiden Filme („Die Tote ohne Alibi“, 2012; „Laim und die Zeichen des Todes“, 2017) durch ihre Hochglanzverpackung imponierten, ansonsten aber allzu k�hl wirkten, haben Regisseur Michael Schneider und Kameramann Andreas Zickgraf mit „Laim und der letzte Schuldige“ (2020) die perfekte Mischung gefunden. Die Drehb�cher von Christoph Darnst�dt, Autor der ersten „Tatort“-Episoden mit Til Schweiger und Sch�pfer der „Kroatien-Krimis“, erz�hlten ohnehin stets besondere Geschichten, aber mit der j�ngsten Herausforderung f�r den M�nchener Hauptkommissar und Geldadelsspross hat er sich selbst �bertroffen: „Laim und die Tote im Teppich“ ist ein Katz-und-Maus-Spiel, bei dem einflussreiche M�nner die F�den ziehen. Der Hintergrund mit einer finsteren Seilschaft alter wei�er Bayern k�nnte auch aus einer Episode der ZDF-Reihe „Unter Verdacht“ mit Senta Berger als Kriminalr�tin Eva Prohaczek stammen, zumal Laims neuer Chef Hermaneder (Heinz-Josef Braun) mit seinen mindestens konservativen Amigo-Beziehungen durchaus �hnlichkeiten zu Prohaczeks Vorgesetztem aufweist.

Laim und die tote im teppich bmw

Foto: ZDF / Michael Marhoffer

Der verd�chtige Hinni Feuer (Shenja Lacher) ist merkw�rdig redselig. Simonischek

Schneider und Zickgraf pflegen auch diesmal wieder diesen ganz speziellen Look, der die Bilder sehr hochwertig wirken l�sst und das passende optische Umfeld f�r Laim bildet. Als Darsteller war von Anfang an kein anderer als Max Simonischek vorstellbar. Mittlerweile hat er die Figur derart perfektioniert, dass sie der d�steren Aura des snobistischen Existenzialisten zum Trotz sympathisch ist. Polizisten, die allein ihrem moralischen Kompass folgen und sich auch durch Suspendierungen nicht von ihrer Mission abbringen lassen, haben im deutschen TV-Krimi ohnehin nicht erst seit dem Schimanski Tradition; auch dessen Vorvorg�nger als „Tatort“-Ermittler des WDR, Zollfahnder Kressin, pflegte sich regelm��ig �ber Anweisungen hinwegzusetzen. Beim verm�genden Laim kommt hinzu, dass er das alles sowieso nicht n�tig hat. Das wei� Hermaneder aber nicht, weshalb er prompt darauf reinf�llt, als die Gegenspieler dem Kommissar Rauschgift unterjubeln, um ihn als Dealer zu diskreditieren.

Soundtrack: James Last („Biscaya“), Depeche Mode („Leave in Silence”), Colin Vearncombe („Wonderful Life”)

Zu diesem Zeitpunkt ist Laim l�ngst klar, mit wem er es zu tun hat. Der Einbrecher ist Hinni Feuer (Shenja Lacher), der dem Kommissar sogar den Mord gesteht, wenn auch nur unter vier Augen. Sein Auto und der Teppich sind am Tag nach dem Einbruch zwischen allerlei M�ll zu F��en der Bavaria entdeckt worden; in dem Perser fand sich eine erschlagene Syrerin. Zumindest im kriminalistischen Sinn ist die Bezeichnung „Einbruch“ nicht ganz korrekt, denn es handelte sich um Feuers eigene Wohnung. Die abgestellte Statuette, sinnigerweise ein bayerischer L�we, ist die Tatwaffe. Das Opfer, Lela Harani (Shadi Hedayati), ist angeblich samt Kindern vor dem Krieg geflohen, aber dann stellt sich raus, dass die Frau gar kein Arabisch konnte; die Mutter der immerhin tats�chlich vor dem Krieg geretteten Kinder war sie auch nicht. Allerdings war sie gemeinsam mit einem Journalisten (Daniel Christensen) einer sensationellen Story auf der Spur. Dieser Reporter befindet sich wiederum in der Gewalt von Feuer; und jetzt entwickelt sich die Handlung in eine schockierende Richtung.

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Foto: ZDF / Michael Marhoffer

Coole visuelle Kontraste und teilweise gegen die Erwartungen besetzte Schauspieler. M�nner unter sich: Man fragt sich, geh�rt es zum Konzept, dass beim Cast nach acht Schauspielern erst ganz am Ende der Liste zwei Frauen auftauchen (davon verk�rpert eine die Leiche). Auch bei den essentiellen Gewerken gibt es nur zwei Frauen (Kost�m, Szenenbild). Helmfried v. L�ttichau, Thomas Limpinsel, Max Simonischek

Schon die Geschichte ist au�ergew�hnlich, aber die Kr�nung ist ihre Umsetzung, weil sich Schneider und Zickgraf Dinge trauen, die man in einer TV-Produktion nur selten sieht. Spektakul�rer H�hepunkt ist eine Verfolgungsjagd, als Laim eine Frau (Tinka F�rst) durch den U-Bahnhof M�nchner Freiheit bis auf den Bahnsteig und durch diverse Waggons hetzt. Der Aufwand an Komparsen f�r diese Kinobilder ist enorm, doch gro�es Fernsehen werden sie erst durch das perfekte Zusammenspiel von Kamera, Schnitt (J�rg Kroschel) und der Musik von Dirk Leupolz. Der Polizist und die Frau, die sich Antifa-Aktivistin entpuppt, waren zuvor in der Wohnung des Journalisten aufeinandergetroffen, wo sie im Rahmen einer heftigen k�rperlichen Auseinandersetzung die halbe Einrichtung demoliert haben. Aber nicht nur die Actionszenen sind herausragendes Handwerk. Kontrapunkt ist ein mit Bedacht inszenierter Nebenstrang, in dem Feuer den Journalisten foltert, um eine Information zu erpressen. Zur Untermalung w�hlt er perfiderweise den James-Last-Klassiker „Biscaya“. Sp�ter, als Laim das Versteck entdeckt, integriert Leupolz die melancholische Akkordeonmelodie in seine Filmmusik. Diese Liebe zum akustischen Detail gibt es auch in der Auftaktszene, als das Schlagzeug den Trommeltakt von Feuers Fingern aufnimmt.

Laim und die tote im teppich bmw

Foto: ZDF / Michael Marhoffer

Laim & sein bedingungslos loyaler Partner (Gerhard Wittmann) bei einer Befragung.

Ins vorz�gliche Gesamtbild passt zudem die Zusammensetzung des Ensembles, zumal Schneider einige Rollen etwa mit Helmfried von L�ttichau und Thomas Limpinsel bewusst gegen die Erwartungen besetzt hat. Shenja Lacher ist ohnehin eine ausgezeichnete Wahl f�r den Part des Widersachers. Allerdings profitiert er auch von einer tollen Rolle: Hinni Feuer, Fechtlehrer einer schlagenden Verbindung, f�hlt sich unantastbar. Daf�r gibt es ein treffliches Bild, als Schneider den Blick der Figur aus der Auftaktszene aufgreift und Feuer in eine �berwachungskamera schaut; eine einfache, aber effektvolle Methode, um den Ermittlern, die sich diese Aufnahme einige Tage sp�ter ansehen, ihre Ohnmacht vor Augen zu f�hren. Dass er diese Unversch�mtheit im blutigen, aber perfekt choreografierten Finale auf dem Fechtboden b��en muss, versteht sich von selbst. Einziger Wermutstropfen des Films: Abgesehen von den wenigen Szenen mit Tinka F�rst sind die handelnden Personen ausnahmslos m�nnlich. Gerhard Wittmann ist zwar als Laims bedingungslos loyaler Partner �hnlich sehenswert wie der Hauptdarsteller, aber es hat den letzten beiden Filmen nicht geschadet, dass Darnst�dt dem Helden jeweils eine Kollegin (Lavinia Wilson, Sophie von Kessel) zur Seite gestellt hat.

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Foto: ZDF / Michael Marhoffer

The Man in Black – mit dem Smartphone im Dienst. Simonischek & von L�ttichau

Tilmann P. Gangloff ist seit 1985 freiberuflicher Fernseh- und Filmkritiker f�r Tageszeitungen und Fachzeitschriften, seit 1990 regelm��iges Mitglied der Jury f�r den Grimme-Preis sowie Mitglied diverser anderer Fernsehpreisjurys.

Welches Auto fährt Laim im Krimi Auto?

Im schwarzen Trenchcoat betritt er die Straße, steigt in seinen BMW-Sportwagen und fährt zum Tatort. Kommissar Laim, dessen Rolle Max Simonischek nun zum vierten Mal übernimmt, ist auf seinen Beamtensold nicht angewiesen.

Wo spielt Laim und die Tote im Teppich?

In „Laim und die Tote im Teppich“ ermittelt der TV-Kommissar in der gehobenen rechten Szene Münchens. Wie Müll wurde die Leiche einer Frau mit Kopftuch neben einem Müllcontainer entsorgt: In seinem vierten Fall ermittelt der Münchener TV-Kommissar Lukas Laim in der Neonazi-Szene Münchens.

In welcher Stadt spielt Laim?

Laim und das Hasenherz“: Drehorte Die Krimi-Reihe „Laimspielt in München.

Wer ist Kommissar Laim?

Kommissar Lukas Laim wird von Max Simonischek gespielt. Es gibt jede Menge Vorschusslorbeeren für den neuen "Laim"-Krimi, der heute Abend im ZDF läuft. Da die Folge „Laim und das Hasenherz“ schon in der Mediathek abrufbar ist, haben bereits einige Krimi-Fans den heutigen Fall in den sozialen Netzwerken gefeiert.