Ist es wirklich so leicht schwanger zu werden?

Schwanger werden - einige Mythen darüber halten sich hartnäckig. Wir haben bei Experten nachgefragt, was davon wirklich zu einer schnelleren Schwangerschaft verhilft.

Schwanger werden - was hilft dabei?

Ja, wir wollen schwanger werden! Wenn man sich als Paar entscheidet, ein Baby bekommen zu wollen, dann soll es natürlich möglichst schnell mit einer Schwangerschaft klappen. Spätestens dann hört man sich nach Tipps um, die unter Müttern und Freundinnen kursieren, wie man schneller schwanger wird. Wir haben bei Experten nachgefragt und 10 Mythen rund um das Schwanger werden auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft.

Mythos 1: Stimmt es, dass Flugreisen der Fruchtbarkeit schaden?

Vor allem auf Langstreckenflügen auf nördlichen Polrouten sind Passagiere einer erhöhten Dosis kosmischer Strahlung ausgesetzt. Untersucht wurde bislang vor allem, ob sie oder der geringere Sauerstoffgehalt in der Kabine ungeborenen Kindern schaden. Die Antwort: in der Regel nicht. Laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) ist gelegentliches Fliegen, etwa in den Urlaub, gefahrlos für Schwangere und Babys. Zum Thema Fruchtbarkeit sagt das BfS: "Eine Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit oder Zeugungsfähigkeit tritt erst auf, wenn eine große Anzahl von Zellen in den Keimdrüsen getötet und die normale Funktion der Eierstöcke oder Hoden deutlich geschwächt wird. Erfahrungen aus der Strahlentherapie zeigen, dass bei Frauen keine Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit bei einer Exposition der Eierstöcke von unter 500 Millisievert (mSv) zu erwarten ist. Bei Männern kann eine vorübergehende Beeinträchtigung der Zeugungsfähigkeit ab 100 mSv auftreten. Bei Vielfliegern liegt die jährliche Strahlenexposition bei etwa 0,5 mSv. Frauen müssten also 1000 Jahre lang häufig fliegen, Männer 200 Jahre, um einen Wert zu erreichen, der der Fruchtbarkeit schadet." Mehr Informationen gibt es beim Bundesamt für Strahlenschutz.


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Mythos 2: Stimmt es, dass man nach Absetzen der Pille länger braucht, um schwanger zu werden?

Nein. Der Gynäkologe Professor Frank Nawroth vom Facharztzentrum für Endokrinologie und Kinderwunsch in Hamburg sagt: "Man wird nach dem Absetzen der Pille genauso schnell schwanger wie etwa Frauen, die vorher ein Kondom benutzt haben." Dass Frauen danach besonders schnell schwanger würden, sei ebenfalls ein Mythos.

Mythos 3: Stimmt es, dass Stress unfruchtbar macht?

Das kommt darauf an. Leistungssport und Schichtarbeit haben nachweislich einen negativen Effekt auf den Zyklus. Emotionaler Stress aber nicht, so das Gros der Forscher. Es sei denn, er führt dazu, dass man an den fruchtbaren Tagen nicht miteinander schläft.

Mythos 4: Stimmt es, dass auch bei Männern mit zunehmendem Alter die Fruchtabrkeit sinkt?

Ja. Allerdings: "Hier läuft der Prozess schleichend ab, bei Frauen ist die Menopause ein klarer Schnitt", sagt Professor Thomas Strowitzki, Gynäkologe am Universitätsklinikum Heidelberg. Frauen können dann definitiv keine Kinder mehr bekommen, Männer sind theoretisch noch bis ins hohe Alter zeugungsfähig. Schwieriger wird es aber auch bei ihnen. Und: Bei einer späten Vaterschaft ist das Risiko von Fehlgeburten ebenso erhöht wie das von Fehlbildungen.

Mythos 5: Stimmt es, dass Rauchen der Fruchtbarkeit schadet?

Ja. Unter anderem wirkt sich Zigarettenkonsum negativ auf das Wachstum der Eibläschen und damit der Eizellen aus. Außerdem nimmt die Konzentration der Hormone Östradiol und Progesteron ab – beide wichtig für die Einnistung der Eizelle. Frauen, die rauchen, warten deshalb oft deutlich länger auf eine Schwangerschaft. „Bei künstlichen Befruchtungen benötigen sie nahezu doppelt so viele Zyklen, um schwanger zu werden, wie Nichtraucherinnen“, sagt Dr. Peter Rosenbaum, Gynäkologe am Universitätsklinikum des Saarlandes. Und: Wer Zigaretten konsumiert, kann nicht so lange Kinder bekommen. Bei Raucherinnen setzt die Menopause bis zu vier Jahre früher ein.

Mythos 6: Stimmt es, dass die Chancen auf ein Baby steigen, wenn man die Ernährung umstellt?

Direkten Einfluss auf die Fruchtbarkeit hat eine gesunde Ernährung vermutlich nicht. Auch ob die zusätzliche Einnahme von Vitaminen oder Spurenelementen der Fruchtbarkeit auf die Sprünge hilft, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt. Aber: Unter- und Übergewicht – oft die Folge eines unausgewogenen Speiseplans – können sich negativ auswirken. So werden bei extrem untergewichtigen Frauen die Eierstöcke nicht mehr stimuliert, der Zyklus und damit die Regelblutung fallen aus. „Das kommt häufig bei Patientinnen mit Essstörungen vor“, sagt Thomas Strowitzki. Auch wenn die Frau längst wieder Normalgewicht erreicht hat, könne die Regel ausbleiben, ergänzt Peter Rosenbaum. „Stark übergewichtige Frauen produzieren dagegen im Fettgewebe männliche Hormone.“ Das führe ebenfalls häufig zum Ausbleiben von Eisprung und Periode.

Mythos 7: Stimmt es, dass natürliche Alternativen zur Hormonbehandlung helfen?

"Auf leichte Störungen hat die Akupunktur einen positiven Einfluss", sagt Frank Nawroth. "Bei schwerwiegenden Problemen werden alternative Maßnahmen aber wahrscheinlich nicht ausreichen." Wer es mit Homöopathie versuchen möchte, sollte nicht einfach in die Apotheke gehen, "sondern vorher eine Anamnese bei einem homöopathisch arbeitenden Therapeuten, einem Arzt oder Heilpraktiker erstellen lassen", rät die Gynäkologin Professor Ingrid Gerhard.

Mythos 8: Stimmt es, dass Mönchspfeffer hilft, schwanger zu werden?

Diese Pflanze gehört zu den Eisenkrautgewächsen. Ihre Früchte enthalten Stoffe, die bewirken, dass weniger Prolaktin freigesetzt wird. Dieses Hormon ist bei einigen Zyklusstörungen erhöht. Dann kann Mönchspfeffer einen positiven Einfluss haben. Ein entsprechendes Präparat sollte aber nicht gleichzeitig mit anderen Medikamenten und nur nach Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden.

Mythos 9: Stimmt es, dass ich leichter schwanger werde, wenn ich einen Orgasmus habe?

Dafür gibt es keine Belege.

Mythos 10: Stimmt es, dass es besser mit der Befruchtung klappt, wenn die Frau nach dem Sex noch liegen bleibt?

Nein. Sie müssen danach auch keine Kerze machen oder sich Kissen unter den Po schieben, um die Spermien in die richtige Richtung zu schubsen. Eine Ausnahme gibt es im Fall von Kinderwunschbehandlungen, weil das aufbereitete Ejakulat viel dünnflüssiger ist als das natürliche. In einer niederländischen Untersuchung stieg die Schwangerschaftsrate von 18 auf 27 Prozent, wenn die Frau nach Einbringen des Samens 15 Minuten liegen blieb. Eine Schwangerschaft hängt aber von verschiedenen Faktoren ab, nicht nur davon, das Sperma richtig zu lenken. "Die befruchtete Eizelle muss sich auch in die Gebärmutter einnisten", erläutert Thomas Strowitzki. Ingrid Gerhard weist allerdings darauf hin, dass Frauen ihren Arzt nach der Lage ihrer Gebärmutter und des Muttermunds fragen können. "Es gibt seltene Fälle, in denen durch eine extrem veränderte Lage der Muttermund weit nach vorne reicht. Dann kann eine andere Position beim Sex helfen, die der Arzt individuell empfehlen würde. Das sind aber Ausnahmen."


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Wie wahrscheinlich ist es beim ersten Mal schwanger zu werden?

Die Wahrscheinlichkeit, gleich beim ersten Versuch schwanger zu werden, liegt im Durchschnitt bei nur ca. 15 bis 20 %.

Warum ist die Wahrscheinlichkeit so gering schwanger zu werden?

Das biologische Alter spielt bei der Fruchtbarkeit der Frau eine gewisse Rolle. Im Alter zwischen 20 und 24 Jahren haben Frauen ihre höchste Fruchtbarkeit. Je älter sie werden, desto mehr sinkt die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, während die Wahrscheinlichkeit einer Unfruchtbarkeit gleichzeitig ansteigt.

Wie viel braucht es um schwanger zu werden?

Bei den meisten Paaren, die sich um eine Schwangerschaft bemühen, klappt es innerhalb von 6 Monaten. Bei Paaren, bei denen es nicht innerhalb von 6 Monaten klappt, liegt bei etwa der Hälfte eine Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit vor.

Warum werden manche nicht so schnell schwanger?

Sowohl auf die männliche wie auch die weibliche Fruchtbarkeit wirken sich Alkohol, Nikotin, Drogen oder Umweltgifte negativ aus. Bei starken Rauchern kann die Samenproduktion vermindert sein oder es kann bei Raucherinnen zum Ausbleiben des Eisprungs kommen. Das gilt auch bei übermäßigem Alkoholgenuss.