Ist der Arbeitgeber verpflichtet Betriebsrente zu zahlen?

Ist der Arbeitgeber verpflichtet Betriebsrente zu zahlen?

München (tö). Gute Nachricht für Arbeitnehmer, die für eine spätere Betriebsrente Geld zurücklegen: Von 2022 an müssen Arbeitgeber auch für Altverträge eigene Zuschüsse zahlen. Bei der künftigen genauen Gestaltung ihrer Verträge sollten sich die Vorsorgesparer aber beraten lassen. Dazu rät der Bundesverband der Rentenberater.

Seit 2002 haben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Anspruch auf eine betriebliche Altersversorgung (bAV) per Gehaltsumwandlung. Nutzen sie diesen Anspruch, überweisen Arbeitgeber einen Teil des Lohns oder Gehalts in eine Pensionskasse, einen Pensionsfonds oder eine Direktversicherung, und zwar maximal bis zu vier Prozent der Beitragsbemessungsgrenze in der allgemeinen Rentenversicherung. Die Arbeitnehmer profitieren davon, weil sie später eine Betriebsrente erhalten, die Arbeitgeber wiederum müssen dadurch weniger Sozialversicherungsbeiträge zahlen. Diese Ersparnis müssen sie seit 2019 an ihre Mitarbeiter weiterreichen. Seitdem sind sie verpflichtet, die Ersparnis für neu abgeschlossene Verträge als Zuschuss in den Vertrag einzuzahlen.

Zum Ende des Jahres 2021 läuft nun eine Übergangsfrist ab: Danach müssen Arbeitgeber auch für Altvereinbarungen Zuschüsse für Einzahlungen in Pensionsfonds, Pensionskassen- und Direktversicherungen lockermachen.

Gesetzlich vorgeschrieben sind Zuschüsse nur bis zu einer Grenze

Der gesetzlich vorgeschriebene Zuschuss beträgt 15 Prozent des umgewandelten Betrags, sofern der Arbeitnehmer mit dem Bruttoverdienst unterhalb der Beitragsbemessungsgrenze (BBG) in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung von monatlich 4837,50 Euro liegt.

Bei Entgelten oberhalb der in der bAV bundesweit einheitlichen BBG in der Rentenversicherung von derzeit 7100 (von 2022 an: 7050) Euro muss der Arbeitgeber überhaupt keinen Zuschuss zahlen, wenn die Umwandlungsbeträge komplett steuer- und sozialabgabenfrei sind.

Liegt der Verdienst zwischen 4837,50 und 7100 Euro und sind die Umwandlungsbeträge damit weder kranken- noch pflegeversicherungspflichtig, kann der Arbeitgeber den Zuschuss auf seine Ersparnis von derzeit zehn Prozent begrenzen.

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Zwei Varianten für Altverträge

Sind vom nächsten Jahr an die Zuschüsse auch für Altverträge zu zahlen, stehen zwei Varianten zur Auswahl:

  • Der Beitrag, der vom Gehalt für eine spätere Betriebsrente umgewandelt wird, bleibt unverändert. Der Arbeitgeber legt aber von 2022 an den Zuschuss obendrauf.
  • Der Arbeitnehmer wandelt künftig weniger Gehalt um, nämlich nur noch so viel, dass der eingezahlte Beitrag plus Zuschuss der bisher laufenden Einzahlung entspricht.

Vorsicht vor Erhöhungen ohne vorherige Beratung

Der Bundesverband der Rentenberater warnt: Manche Versicherer, die im Auftrag der Arbeitgeber die Betriebsrente organisieren, hätten die Verträge einfach erhöht, ohne dass die Arbeitnehmer vorher über ihre Wahlmöglichkeiten beraten wurden. Wenn sich die Regelung für die Mitarbeiter im Nachhinein aber als ungünstig erweist, würden die Arbeitgeber haften. Laut dem Verband kann eine Erhöhung aber problematisch sein, wenn „die Versicherer eine Erhöhung nur unter schlechteren Bedingungen akzeptieren. Häufig werden neue fondsbasierte Verträge angeboten, bei denen die Garantie unter den eingezahlten Beiträgen liegt.“ Dies wollten viele Arbeitnehmer aber gar nicht.

Ist der Arbeitgeber verpflichtet Betriebsrente zu zahlen?

Veröffentlicht

12.11.2021

Ist der Arbeitgeber verpflichtet Betriebsrente zu zahlen?

Bild: Haufe Online Redaktion

Eine betriebliche Altersversorgung (bAV) ist die Zusage des Arbeitgebers, dem Arbeitnehmer in bei Vertragsschluss definierten Fällen wie Erreichen einer bestimmten Altersgrenze, Berufsunfähigkeit, Arbeitsunfähigkeit oder Tod Versorgungsleistungen zu zahlen.

Die betriebliche Altersversorgung, auch Betriebsrente genannt, stellt die zweite Säule der Altersversorgungssysteme in Deutschland dar, neben der gesetzlichen Rentenversicherung (erste Säule) und der privaten Rentenversicherung (dritte Säule). Umgangssprachlich wird auch der Begriff betriebliche Altersvorsorge gebraucht.

Für die Gewährung einer betrieblichen Altersversorgung gibt es fünf Durchführungswege. Unmittelbare Durchführungswege, die über das Unternehmen direkt finanziert werden, sind die Direktzusage (Pensionszusage) und die Zusage über eine Unterstützungskasse. Für mittelbare Durchführungswege (versicherungsförmig) stehen dem Arbeitgeber die Pensionskasse, Pensionsfonds und Direktversicherungen zur Auswahl. Abhängig von der Person des Beitragszahlers unterscheidet man zwischen „arbeitgeberfinanzierter“, „arbeitnehmerfinanzierter“ und „mischfinanzierter“ bAV.




Arbeitnehmer haben Anspruch auf betriebliche Altersversorgung

Die betriebliche Altersversorgung gilt als Instrument zur Mitarbeiterbindung und -motivation. Seit 2002 ist der Grundsatz der Freiwilligkeit des Arbeitgebers bei der bAV, nach dem es alleine in der Entscheidung des Arbeitgebers lag, ob, in welcher Höhe und über welchen Weg er dieses Instrument nutzen möchte, durchbrochen. Seit 1. Januar 2002 hat jeder in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversicherte Arbeitnehmer einen Rechtsanspruch gegen seinen Arbeitgeber, Teile seines Gehalts wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld in eine betriebliche Altersversorgung umzuwandeln – die sogenannte Entgeltumwandlung. Diese Beiträge sind bis zur Höhe von vier Prozent der Beitragsbemessungsgrenze sozialversicherungs- und steuerfrei.

Während nahezu achtzig Prozent der großen Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitern und Konzerne eine betriebliche Altersversorgung anbieten, ist sowohl die Verbreitung der bAV als auch deren Durchdringung im Mittelstand wesentlich geringer. Die Bundesregierung hat deshalb für die Legislaturperiode ab 2014 grundlegende Verbesserungen geplant, um die betriebliche Altersversorgung zu stärken.

Wann muss Arbeitgeber Betriebsrente zahlen?

Ab 2022 müssen Arbeitgeber einen Zuschuss von 15 Prozent zu jeder betrieblichen Altersvorsorge zahlen, wenn diese über eine Direktversicherung, eine Pensionskasse oder einen Pensionsfonds erfolgt. Egal, wie alt der Vertrag ist.

Hat jeder Anspruch auf Betriebsrente?

Jeder Arbeitnehmer hat einen Anspruch auf eine Betriebsrente. Dieser Anspruch auf Entgeltumwandlung kann lediglich durch den sogenannten Tarifvorrang eingeschränkt werden. Wenn du als Arbeitnehmer einem Tarifvertrag unterliegst, sind Entgeltumwandlungen nur möglich, wenn dies die Tarifvereinbarung vorsieht.

Ist der Arbeitgeber verpflichtet eine betriebliche Altersvorsorge zu übernehmen?

Neuen Vertrag zur BAV abschließen Der neue Arbeitgeber ist nicht verpflichtet, die alten Verträge weiter zu führen. Wird das Kapital in einem neuen Vertrag angelegt, können Nachteile entstehen: neue Abschlusskosten. niedrigere Garantiezinsen.

Kann Arbeitgeber betriebliche Altersvorsorge ablehnen?

Es ist ganz einfach: Sofern Du als Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerin in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert bist, hast Du einen Anspruch auf den Abschluss einer bAV, den Dein Arbeitgeber nicht ablehnen darf!