Deutsche praktiken bedeutung

1 Einleitung: Zur kommunikativen Konstruktion von Kulturalität

Auf die enge Verwobenheit von Sprache und Kultur haben sowohl AnthropologInnen als auch SprachwissenschaftlerInnen immer wieder verwiesen: Sprache und Kultur sind keine voneinander getrennten Einheiten, sondern Kultur ist integraler Bestandteil jeder menschlichen Interaktion (Gumperz 1982; Günthner 1993; Gumperz/Levinson 1996; Silverstein/Urban 1996; Günthner/Linke 2006). Kulturelle Konventionen, Prozesse aber auch Veränderungen manifestieren sich sowohl in der Art, wie wir mit anderen kommunizieren, wie wir soziale Handlungen durchführen, wie wir die Äußerungen unseres Gegenübers interpretieren, als auch in der Art, wie wir soziale Ereignisse, Beziehungen, Wertvorstellungen usw. konzeptualisieren.

Geht man in Anlehnung an Berger/Luckmann (2016 [1966]) davon aus, dass die Alltagskommunikation das zentrale Mittel zur Konstruktion sozialer und kultureller Wirklichkeiten darstellt, so ist es nur konsequent, diese als Grundlage für Untersuchungen kultureller Konventionen zu nutzen. So argumentiert auch Levinson (2006: 55):

Interaction is shot through and through with culture. It had better be, because it is the vehicle of culture – without it, there would not be any. Even though culture conditions and shapes private acts – the way we urinate or defecate for example, even the way we walk – it is through public, and especially interactive, acts that culture propagates itself. And every anthropologist, indeed every traveler, has been impressed with differences in interactional mores.

Allerdings erweist sich – wie Arbeiten der Anthropologischen Linguistik und Interkulturellen Kommunikationsforschung zeigen – der Zusammenhang zwischen Sprache und Kultur als deutlich komplexer und weniger additiv als eine bloße Nebeneinanderstellung von Sprache und Kultur andeuten könnte (Günthner/Linke 2006). Sprachliche Interaktion und Kultur bilden eine reflexive Beziehung: Auf der einen Seite durchdringen kulturelle Konventionen jede zwischenmenschliche Interaktion, auf der anderen Seite werden kulturelle Werte, Normen und Interpretationsweisen primär in der zwischenmenschlichen Interaktion bestätigt, verfestigt, aber auch modifiziert (Knoblauch 2005; Günthner 2015, 2017).

Für die Analyse des Zusammenwirkens von Sprache, Kommunikation und Kultur stellen sich somit folgende Fragen: Wie manifestieren sich kulturelle Konventionen, kulturelle Zugehörigkeiten bzw. kulturspezifische Interpretationen sozialer Handlungen in alltäglichen Interaktionsvorgängen? Wie wird Kulturalität mittels kommunikativer Praktiken bestätigt, konstruiert und modifiziert?

2 Kommunikative Praktiken und ihre Relevanz für kulturvergleichende Analysen

Das in der Soziologie bzw. in der Linguistischen Anthropologie entwickelte Konzept der kommunikativen Praktiken (Bourdieu 1979; Hanks 1996; Fiehler et al. 2004; Deppermann et al. 2016; Günthner 2019, im Druck a) liefert eine wichtige Grundlage für empirische Analysen zur Vernetzung kultureller Konventionen und kommunikativer Aktivitäten. So verweist das Konzept der kommunikativen Praktiken auf die enge Verwobenheit von sprachlich-kommunikativen Verfahren zur Durchführung sozialer Handlungen und den soziokulturellen Prozessen, die diese Handlungen wiederum begleiten: Kommunikative Praktiken repräsentieren diejenigen Aktivitäten, durch die kulturelle Traditionen als gelebte Konventionen im Prozess zwischenmenschlicher Interaktionen re-aktualisiert und bestätigt bzw. modifiziert werden (Günthner 2013a, 2013b, 2019, im Druck a; Deppermann et al. 2016).

Auf der Grundlage empirischer Untersuchungen zu kommunikativen Praktiken der Personenreferenz in chinesischen und deutschen Chat-Interaktionen werde ich im Folgenden die Verwobenheit von lokal durchgeführten Aktivitäten der Personenreferenz und größeren soziokulturellen Kontexten skizzieren.

3 Praktiken der Personenreferenz: Der Gebrauch von Verwandtschaftsbezeichnungen (Geschwisterrollennamen) zur Selbst- und Fremdreferenz

Die folgende kontrastive Studie zu Personenreferenzen in SMS-, WeChat- und WhatsApp-Interaktionen soll veranschaulichen, wie SprecherInnen bzw. SchreiberInnen mittels Praktiken der Referenz auf sich selbst (d. h. auf die/den SprecherIn) sowie auf ihr Gegenüber (d. h. auf die/den RezipientIn) kulturell verfestigte Konzepte sozialer Beziehungen aktualisieren (Enfield 2007; Günthner im Druck a, b; Günthner/Zhu 2016, 2017).

Bei den der Untersuchung zugrunde liegenden insgesamt 898 Chat-Dialogen handelt es sich primär um Interaktionen zwischen Studierenden, FreundInnen und Verwandten, die in den letzten elf Jahren erhoben wurden (2010–2021). Die interagierenden Personen sind zwischen 11 und 78 Jahre alt und weisen einen unterschiedlichen Bildungsgrad auf. Die überwiegende Mehrzahl (88 %) der Interaktionen findet unter jungen Leuten zwischen 20 und 30 Jahren statt. Die chinesischen Daten stammen fast durchweg aus den nordchinesischen Provinzen (Shaanxi, Shandong, Jilin und das Autonome Gebiet Innere Mongolei). Die deutschen Daten entstammen unterschiedlichen Regionen Deutschlands (Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Niedersachsen). 91 % der Interaktionen sind dyadisch ausgerichtet, 9 % beinhalten Gruppenchats.[1]

Neben zahlreicher Parallelen zwischen den chinesischen und deutschen Praktiken der Personenreferenz zeichnen sich in den vorliegenden Daten auch systematische Unterschiede ab, die sich als eng verwoben mit kulturellen Konventionen der Personenkategorisierung, der Indizierung sozialer Nähe und der Markierung von Status bzw. Respekt erweisen. Für die Präsentation in diesem Artikel wurde ein Set an illustrativen Beispielen ausgewählt, in denen Interagierende Verwandtschaftsrollennamen[2] (und zwar Geschwisterbezeichnungen) als Formen der Personenreferenz einsetzen.

Mit dem Fokus auf jenen Referenzformen, mit denen SprecherInnen bzw. SchreiberInnen auf sich selbst (Ego) und ihre RezipientInnen (Alter-Ego) verweisen, konzentriert sich die Analyse auf die gebräuchlichsten Referenzierungspraktiken in der zwischenmenschlichen Kommunikation (Schegloff 1996: 441). So führt Schegloff (1996: 442) seiner Studie zur Personenreferenz in Alltagsinteraktionen aus: „the ‚simple‘ solution to the problem of reference for speaker and recipient is the provision of ‚dedicated terms‘, namely the pronouns ‚I‘ and ‚you‘“.

Doch in den vorliegenden Chat-Dialogen verwenden sowohl chinesische als auch deutsche SchreiberInnen immer wieder Referenzformen, die über den Gebrauch der deiktischen Pronomina zur Selbst- („ich“ im Deutschen und „wo“ [我 ich] im Chinesischen) und Rezipientenreferenz („du“ bzw. „Sie“ im Deutschen und „ni“ [你 du] bzw. „nin“ [您 Sie] im Chinesischen) hinausgehen: SchreiberInnen machen in den vorliegenden computervermittelten translokalen Dialogen immer wieder Gebrauch von nominalen Referenzformen, die prototypisch zur vokativen Anrede bzw. zur Bezugnahme auf abwesende dritte Personen eingesetzt werden. D.h. obgleich den SchreiberInnen die deiktischen Pronomina „wo“ (‌我) bzw. „ich“ und „ni“ (‌你) bzw. „du“ (sowie zero-pronoun im Chinesischen) zur Verfügung stehen, greifen diese in den Chat-Interaktionen immer wieder auf kinship terms – wie „Brüderlein“, „Bruderherz“ bzw. „Schwesterlein“ etc. oder auf „Jiejie“ (‌姐姐 ältere Schwester), „Meimei“ (‌妹妹 jüngere Schwester) bzw. „Gege“ (‌哥哥 älterer Bruder) und „Didi“ (‌弟弟 jüngerer Bruder) – zurück, um auf sich wie auch auf ihr Gegenüber zu referieren. Mit diesen Familienrollennamen weichen die SchreiberInnen somit von der Präferenz der Verwendung einer Minimalform („preference for using a minimal form“, Sacks/Schegloff 1979: 15) ab.

Diese Praktik der Personenreferenz wirft folgende Fragen auf:

  • Welche kommunikativen Funktionen haben diese Referenzierungspraktiken der 3. Person?

  • Welche zusätzliche Bedeutung wird durch diese Abweichungen von der default-Verwendung mittels Deiktika bzw. zero pronoun kontextualisiert?

  • Welche Parallelen bzw. Unterschiede zeigen sich im Gebrauch dieser kommunikativen Praktiken in den chinesischen und deutschen Chat-Dialogen?

3.1 Zur Verwendung von Geschwisterbezeichnungen unter Verwandten

Im folgenden SMS-Dialog adressiert Malte seine Schwester Melanie, die an der Grippe erkrankt ist, mit der Diminutivform „Schwesterlein“. Nach der durch die Vokativanrede eingeleiteten Anfrage, wie es der Schwester geht, mobilisiert Malte die reziproke Diminutivform „Brüderlein“ zur Selbstreferenz (#1):[3]

GRIPPE (DEUTSCHLAND 2011)

Schwesterlein, geht’s dir besser? Brüderlein <SCHREIBER> macht sich Sorgen. Melde dich!

SMS #1 (Malte) (15.12.2011, 18:37)

Bruderherz, ja, bin fast fieberfrei. Mach dir kein Sorgen Genieße die Berge und fahr ne Runde für mich mit.

Drücke dich feste, Melanie

SMS #2 (Melanie) (15.12.2011, 18:47)

Durch die Geschwisterrollennamen, die Malte sowohl zur vokativen Anrede als auch zur Selbstreferenz einsetzt, indiziert er die gemeinsame Familienzugehörigkeit im Sinne eines doing family identity. Die gewählten Diminutivformen („Schwesterlein“ und „Brüderlein“) tragen darüber hinaus zur Indizierung einer kosenden Interaktionsmodalität bei. In ihrer Replik (#2) greift Melanie diese familienbezogenen Referenzierungsformen auf, indem sie nun ihren Bruder hypokoristisch mit „Bruderherz“ adressiert und damit das von Malte initiierte doing family identity wie auch die von ihm evozierte kosende Modalität bestätigt (Günthner/Zhu 2016, 2017; Günthner im Druck a, b).

Auch wenn der Gebrauch von Verwandtschaftsnamen zur Anrede unter Geschwistern im deutschsprachigen Raum in den letzten 100 Jahren stark zurückgegangen ist und mittlerweile sogar als „obsolet“ bzw. „veraltet“ gilt (Macha 1997: 214; Christen 2006), werden diese Anredeformen in den vorliegenden SMS- und WhatsApp-Dialogen durchaus aktiviert – und zwar vor allem zur Kontextualisierung einer kosenden bzw. scherzhaften, frotzelnden oder ironischen Modalität. Dabei stehen diese familienbezogenen Referenzierungspraktiken in engem Bezug zur jeweils aktualisierten Handlung: Man findet sie unter anderem in Sprechhandlungen wie Danksagungen, Glückwünschen, Komplimenten, beim Trösten etc. bzw. zur Abschwächung potenziell gesichtsbedrohender Handlungen wie bei Entschuldigungen, Bitten, Frotzeleien etc.[4]

Auch im vorliegenden Dialog GRIPPE trägt die Verwendung der Verwandtschaftsrollennamen („Schwesterlein“, „Brüderlein“ und „Bruderherz“), neben der Kontextualisierung einer kosenden Interaktionsmodalität, aktiv zur Konstitution der betreffenden sozialen Handlungen bei: Die hypokoristisch affizierten Referenzformen sind nicht nur in die fürsorgliche Anfrage des Bruders (#1) und in die dankbar-freudige Replik der Schwester (#2) eingebettet, sondern sie konstituieren diese Handlungen und Modalitäten aktiv mit.

In den chinesischen Daten finden sich nur wenige Dialoge unter Geschwistern. Dies ist u. a. darauf zurückzuführen, dass die heutige Generation der Studierenden häufig keine Geschwister hat.[5]

Ferner existieren im Chinesischen (im Unterschied zum Deutschen) keine altersneutralen Bezeichnungen für Bruder und Schwester. SprecherInnen müssen somit stets differenzieren, ob es sich um einen jüngeren Bruder (弟弟 Didi) bzw. eine jüngere Schwester (妹妹 Meimei) oder um einen älteren Bruder (哥哥 Gege) bzw. eine ältere Schwester (姐姐 Jiejie) handelt.

Der folgende Ausschnitt entstammt einem WeChat-Dialog zwischen zwei Schwestern: Zhang, die ältere Schwester, möchte ihre jüngere Schwester Liu besuchen. In WeChat #1 fordert sie deshalb Liu auf, sie an der U-Bahn-Haltestelle abzuholen. Wenige Minuten, nachdem Liu mit „okay“ reagiert hat (#2), schickt diese eine weitere Mitteilung und kündigt an, dass sie bereits an der U-Bahn-Haltestelle angekommen ist (#3):

ABHOLEN (CHINA 2021)

妹妹来接我

[jüngere Schwester <ADRESSATIN> kommt mich abholen]

WeChat #1 (Zhang) (06.01.2021, 19:20)

好滴

[okay]

WeChat #2 (Liu) (06.01.2021, 19:21)

我到了

[ich bin schon da]

WeChat #3 (Liu) (06.01.2021, 19:29)

In ihrer Aufforderung an Liu, sie abzuholen (#1), verweist Zhang auf ihre jüngere Schwester mit der Verwandtschaftskategorie Meimei (妹妹 jüngere Schwester) und positioniert diese somit in ihrer Funktion als Familienmitglied. Mit dieser Fremdpositionierung geht zugleich eine implizite Selbstpositionierung der Schreiberin Zhang in ihrer Rolle als ältere und damit statushöhere Schwester herein, die die jüngere um einen Gefallen bittet.

CHATTEN (CHINA 2019)

姐姐是不是该睡觉了

[Möchte ältere Schwester <ADRESSATIN> vielleicht bald ins Bett gehen]

WeChat #11 (Dong) (07.06.2019, 17:57)

In den vorliegenden Chat-Dialogen verwenden chinesische SprecherInnen (wie in Ostasien üblich) die Bezeichnungen „Schwester“ oder „Bruder“ auch zur Referenz auf Cousinen und Cousins.

Zwei Cousinen (Dong und Yang) haben sich bereits eine Weile per WeChat unterhalten, als Dong, die in Deutschland studiert, plötzlich bemerkt, dass es in China bereits Mitternacht ist: In ihrer besorgten Nachfrage, ob Yang vielleicht bald ins Bett gehen möchte, referiert Dong in der 3. Person mittels des Verwandtschaftsnamen „Jiejie“ (姐姐 ältere Schwester) auf ihre Cousine. Diese Referenzform indiziert nicht nur eine enge familiäre Affiliation, sondern zugleich Yangs Status als ältere Cousine. Auch hier wird mit der Fremdzuschreibung „Jiejie“ (姐姐 ältere Schwester) eine Selbstpositionierung mit-markiert; d. h. Dong indiziert zugleich ihre eigene Position in der hierarchischen Struktur der Familienformation als Meimei (妹妹 jüngere Schwester).[6]

Mit den Gebrauchsweisen nominaler Referenzformen (wie den vorliegenden Geschwisterrollennamen) für Ego (den/die SchreiberIn) und Alter-Ego (den/die RezipientIn) geht eine Transposition vom „Zeigfeld“ des Interaktionsereignisses zum „Symbolfeld“ (Bühler 1982 [1934]: 89) einher. Im vorliegenden Dialog konfiguriert die Schreiberin Dong ihr Gegenüber quasi „von außen“ (Tugendhat 2006: 22–23; Schwitalla 2010) als Figur der 3. Person, wodurch ihre soziale Rolle als ältere Schwester und damit die Verwandtschaftsrelation zwischen den Interagierenden relevant gesetzt wird.

Wie der folgende Ausschnitt, der ebenfalls einem WeChat-Dialog zwischen Cousin und Cousine entstammt, zeigt, führt die Verwendung eines Geschwisterrollennamens durch eine erste Schreiberin oftmals zur Bestätigung des doing being family durch den Rezipienten in seinem Folgezug; d. h. der Gesprächspartner bestätigt die von der vorausgehenden Schreiberin initiierte soziale Beziehungszuweisung, indem er in seinen Folgehandlungen mit den entsprechenden komplementären Familienrollenbezeichnungen reagiert.

Die ältere Cousine Hua schreibt im folgenden WeChat-Dialog an ihren jüngeren Cousin Li, der aktuell ein Auslandsjahr an einer deutschen Universität verbringt, und erkundigt sich bei ihm, wie es ihm in Deutschland während der Pandemiezeit geht. Sie initiiert den Dialog (WeChat #1) mit der vokativen Anrede des Cousins als „Didi“ (弟弟 jüngerer Bruder), bevor sie sich im Folgezug nach seinem Befinden erkundigt:

KEINE LEBENSMITTEL (CHINA 2020)

弟弟

[kleiner Bruder <ADRESSAT>]

WeChat #1 (Hua) (25.04.2020, 11:05)

你还好吧在德国

[Geht’s dir gut in Deutschland]

WeChat #2 (Hua) (25.04.2020, 11:05)

还好啊

[Ja, alles gut]

WeChat #3 (Li) (25.04.2020, 12:32)

你妈说你饭都吃不上了

[Deine Mutter sagte, dass du nichts zu Essen hast]

WeChat #4 (Hua) (25.04.2020, 11:37)

你想吃啥姐姐给你寄点

[Was willst du essen, ältere Schwester <SCHREIBERIN> schickt es dir]

WeChat #5 (Hua) (25.04.2020, 11:37)

我妈怎么说的我像乞丐

[Warum betrachtet mich meine Mutter als Bettler]

WeChat #6 (Li) (25.04.2020, 12:37)

谢谢姐姐

[Danke, ältere Schwester <ADRESSATIN>]

WeChat #7 (Li) (25.04.2020, 12:38)

姐姐最好了

[ältere Schwester <ADRESSATIN> ist die Beste]

WeChat #8 (Li) (25.04.2020, 12:38)

Nachdem Li in WeChat #3 seiner Cousine mitteilt, dass es ihm gut geht, informiert diese ihn, dass seine Mutter ihr berichtet hat, dass er Probleme hat, Essen zu bekommen (#4) und bietet ihm anschließend an, dass sie ihm Essen nach Deutschland schicken kann (#5). In diesem Angebot referiert sie auf sich selbst in ihrer Familienrolle als Jiejie (姐姐 ältere Schwester) und setzt damit die in WeChat #1 bereits initiierte familienbezogene Identitätsausrichtung der Interagierenden fort. Mit ihrer Selbstkategorisierung als Jiejie (姐姐 ältere Schwester) rahmt sie ihre vorliegende Handlung: Als älteres Familienmitglied sorgt sie sich um das Wohl des jüngeren Bruders. Nachdem Li in WeChat #6 das Verhalten seiner Mutter kritisiert, bedankt er sich bei Hua, wobei er nun Huas Selbstkategorisierung als Jiejie (姐姐 ältere Schwester) aufgreift und in die Danksagung einbezieht. Im unmittelbar folgenden Dialogzug (#8) lobt er seine Cousine („姐姐最好了“ [ältere Schwester ist die Beste]) und aktiviert auch hier – statt des Pronomens „ni“ (你 du) – die Geschwisterrollenbezeichnung „Jiejie“ (姐姐 ältere Schwester) zur Referenz auf sein Gegenüber.

Wie dieser Ausschnitt veranschaulicht, führt die Initiierung eines Verwandtschaftsrollennamen durch eine/n erste/n SchreiberIn immer wieder dazu, dass der/die RezipientIn diese im weiteren Verlauf der Interaktion aufgreift und mit dieser kollaborativ ausgerichteten Praktik der Personenreferenz zur Bestätigung der sozialen Beziehungsformation beiträgt.

Während im Deutschen die Anrede bzw. Referenz auf Geschwister mit den entsprechenden Verwandtschaftsnamen „Bruder“ bzw. „Schwester“ als markiert und veraltet gilt (Macha 1997; Christen 2006) und diese Referenzierungspraktik – oftmals in Kombination mit Diminutiv- bzw. Koseformen – eine bestimmte Interaktionsmodalität kontextualisiert, sind Anreden mit Verwandtschaftsnamen unter Geschwistern bzw. Cousinen und Cousins im Chinesischen durchaus verbreitet und gelten als unmarkiert – ja sogar teilweise als erwartbar (Chao 1956; Blum 1997; Cao 2005; Gao 2013; Günthner/Zhu 2016, 2017).

In den vorliegenden Daten werden Familienrollennamen – wie im Dialog CHATTEN – insbesondere von jüngeren Teilnehmenden gegenüber den älteren Verwandten verwendet und auf diese Weise nicht nur der höhere Status der älteren Verwandten, sondern zugleich auch die Respektbekundung auf Seiten der jüngeren indiziert. Ältere Verwandte referieren auf ihre jüngeren KommunikationspartnerInnen dagegen oftmals mit Ruf- oder Kosenamen bzw. Pronomina (oder zero pronoun).

Der Gebrauch geschwisterbezogener Referenzformen stellt also sowohl im Deutschen als auch im Chinesischen eine kommunikative Ressource dar, die sich insofern vom Gebrauch deiktischer Pronomen unterscheidet, als sie jenseits der reinen Bezugnahme weitere soziale Informationen mit-kodiert: Sie indiziert soziale Aspekte wie Geschlechts- bzw. Generationszugehörigkeit, aber auch Familienzugehörigkeit und soziale Nähe. Im Chinesischen liefern diese Referenzierungspraktiken aufgrund der Markierung des relativen Alters darüber hinaus Informationen bezüglich der sozialen Positionierung der Interagierenden.

3.2 Zur Verwendung von Verwandtschaftsbezeichnungen unter nicht-verwandten Personen

Chinesische SprecherInnen setzen Verwandtschaftsrollennamen jedoch nicht nur zur Referenz auf verwandte Personen ein, sondern sie verwenden diese Praktiken auch metaphorisch zum Verweis auf nicht-verwandte Personen (Wu 1990; Günthner/Zhu 2017; Günthner 2017, 2018; Ren/Chen 2019).[7] Auch in den vorliegenden chinesischen Chat-Dialogen aktivieren SchreiberInnen Geschwisterbezeichnungen zur Adressierung von bzw. Referenz auf nicht-verwandte KommilitonInnen, FreundInnen und Bekannte.[8]

Im folgenden längeren Dialog zwischen dem Studenten Han, der aktuell in Deutschland studiert, und Xia, einer Freundin, die in einer Shanghaier Firma als Praktikantin arbeitet, setzen beide Teilnehmenden projektive Geschwisterrollennamen ein. Nachdem die beiden Interagierenden bereits 12 Dialogzüge ausgetauscht haben und Xia u. a. erwähnt hat, dass sie soeben von der Sauna nach Hause gekommen ist, fragt Han nach, ob sie sich nun ausruhen wird:

SAUNA (CHINA 2020)

姐姐休息了?

[ruht ältere Schwester <ADRESSATIN> sich aus?]

WeChat #13 (Han) (17:26)

姐姐准备休息中

[ältere Schwester <SCHREIBERIN> ist bereit sich auszuruhen]

WeChat #14 (Xia) (17:27)

姐姐是该睡觉了

[ältere Schwester <ADRESSATIN> sollte sich jetzt ins Bett legen]

WeChat #15 (Han) (17:28)

对呢

[genau]

WeChat #16 (Xia) (17:28)

姐姐刚才买了个被套

[ältere Schwester <SCHREIBERIN> hat sich einen Bettbezug gekauft]

WeChat #17 (Xia) (17:28)

弟弟看看

[lass kleinen Bruder <SCHREIBER> sehen]

WeChat #18 (Han) (17:29)

Obwohl den beiden DialogpartnerInnen die deiktischen Pronomen „wo“ (‌我 ich) und „ni“ (你 du) durchaus zur Verfügung stehen, aktivieren sie sowohl zur Selbst- als auch Fremdreferenz kinship-Bezeichnungen. In WeChat #13 fragt Han nach, ob Xia sich nun ausruhen möchte, wobei er auf sie mit dem projektiven Geschwisterrollennamen „Jiejie“ (姐姐 ältere Schwester) referiert und damit nicht nur soziale Nähe indiziert, sondern sich zugleich relational als „kleinen Bruder“ positioniert.

Wie die sequenziell folgenden Dialogzüge von Xia (#14 und #17) zeigen, greift Xia diese Praktik zur Selbstreferenz auf und bestätigt damit die von Han konstituierte Beziehungsformation. Auf ihre Mitteilung hin, dass sie (d. h. die ältere Schwester) einen neuen Bettbezug gekauft hat (#17), aktiviert nun auch Han in seiner folgenden Replik (#18) die komplementäre Familienrolle des Didi (弟弟 kleiner Bruder) zur Selbstreferenz: „Gei Didi kan kan“ (给弟弟看看 [Zeig ihn dem kleinen Bruder]).[9]

Wie der vorliegende Ausschnitt veranschaulicht, ratifizieren die Interagierenden in den vorliegenden Daten die ihnen vom Gegenüber zugewiesene Rolle, indem sie im sequenziell folgenden Dialogzug diese Bezeichnung zur Selbstreferenz einsetzen. Auf diese Weise tragen sie zu einer kollaborativen Konstruktion gemeinsamer Beziehungsformationen bei.

Anzumerken ist ferner, dass die das Alter indizierenden Geschwisterrollennamen „Gege“ (哥哥 älterer Bruder) und „Meimei“ (妹妹 jüngere Schwester) in den vorliegenden Daten auch in Gesprächen unter Paaren verwendet werden, wobei auf den Mann – teilweise unabhängig davon, ob er tatsächlich älter als die Frau ist – mit „Gege“ (哥哥 älterer Bruder) referiert wird, während die Freundin zur „Meimei“ (妹妹 jüngere Schwester) transformiert.[10]

Neben den skizzierten Geschwisterrollennamen mobilisieren Interagierende in den vorliegenden Chat-Daten auch die Formen „ältere/jüngere Studienschwester“ bzw. „älterer/jüngerer Studienbruder“ als kommunikative Praktiken der Selbst- und Adressatenreferenz. Im Unterschied zu den reinen Geschwisterrollennamen – wie „Gege“ (哥哥 älterer Bruder), „Jiejie“ (姐姐 ältere Schwester), „Didi“ (弟弟 kleiner Bruder) und „Meimei“ (妹妹 jüngere Schwester), die eine enge freundschaftliche (und gelegentlich Paar-bezogene) Beziehung indizieren, markieren die Kompositaformen „Xuejie“(学姐 ältere Studienschwester) bzw. „Xuezhang“ (学长 älterer Studienbruder) eine größere Distanz, zumal die Referenzkategorie durch das Morphem „xue“ (学 Lernen/Studieren) einen klaren (Hoch-)Schulbezug aufweist.

Im folgenden WeChat-Dialog zwischen zwei KommilitonInnen initiiert der Student Bao seinen ersten Dialogzug mit der Rezipientenanrede „Xuejie“(学姐 ältere Studienschwester), bevor er seine Anfrage formuliert (#1). Zugleich verweist Bao mit dem analogen Begriff des „Xuezhang“ (学长 älterer Studienbruder) auf einen potenziellen (abwesenden) Kommilitonen:

FUßBALLEXPERTE (CHINA 2019)

学姐 咱们学校研究生学长有没有懂足球的

[ältere Studienschwester <ADRESSATIN> gibt es einen älteren Studienbruder im Masterstudium an unserer Hochschule, der Fußball versteht]

WeChat #1 (Bao) (13.04.2019, 19:41)

你指的是看足球的还是踢足球的

[meinst du Fußballgucken oder Fußballspielen]

WeChat #2 (Wu) (13.04.2019, 19:45)

看足球就行

[es reicht, wenn er Fußball guckt]

WeChat #3 (Bao) (13.04.2019, 19:45)

Im Anschluss an die kurze Zwischensequenz (WeChat #2-#3) zur Abklärung und Verständnissicherung nennt die ältere Studentin Wu dem jüngeren Bao einen potenziellen Kandidaten mit Namen (# 4), woraufhin Bao eine erneute Anfrage an Wu sendet und diese nun um die Kontaktdaten des genannten „älteren Studienbruders“ („Xuezhang“ 学长) bittet. In dieser Bitte referiert Bao erneut in der 3. Person auf seine Rezipientin („Xuejie“ 学姐 ältere Studienschwester) und bestätigt somit wiederum seine Position, aus der er die ältere Studienschwester um einen Gefallen bittet:

研一的王磊应该是挺懂的

[Wang Lei im 1. Masterstudienjahr sollte viel davon wissen]

WeChat #4 (Wu) (13.04.2019, 19:46)

学姐有没有他的联系方式啊

[hat ältere Studienschwester <ADRESSATIN> vielleicht auch seine Kontaktdaten]

WeChat #5 (Bao) (13.04.2019, 19:47)

我有他微信,我问问他能不能把他的微信推给你~

[ich habe sein WeChat, ich frag ihn mal, ob ich dir sein WeChat geben kann~]

WeChat #6 (Wu) (13.04.2019, 19:47)

Während der jüngere Kommilitone in diesem Chat-Dialog immer wieder mit der statusindizierenden Referenzform „Xuejie“ (学姐 ältere Studienschwester) auf die ältere Kommilitonin verweist und so der Rezipientin seiner Bitte Respekt bezeugt, setzt diese in ihren Repliken (WeChat #2 und #4) lediglich das deiktische Pronomen „ni“(你 du) zur Adressatenreferenz ein.

Im vorliegenden Datenkorpus findet sich die Anwendung projektiver Verwandtschaftsnamen oftmals (wie im vorliegenden Dialog FUßBALLEXPERTE) in Kontexten, in denen eine jüngere Person eine/n ältere/n KommilitonIn um einen Gefallen bittet bzw. eine Information oder Hilfeleistungen benötigt. Bezeichnend für diese Tendenz zur „Aufwärts“-Markierung ist, dass die älteren DialogpartnerInnen ihre jüngeren RezipientInnen dagegen mit Ruf- bzw. Kosenamen adressieren bzw. mit Pronomen oder zero pronoun auf sie verweisen. Ältere Studierende aktivieren Geschwisterrollennamen gegenüber jüngeren KommilitonInnen dann, wenn sie diese um einen Gefallen bitten bzw. Fürsorglichkeit indizieren oder aber in Kontexten, in denen sie eine humoristisch-scherzhafte oder ironische Modalität konstruieren.

In den letzten Jahren zeichnet sich unter Studierenden in China eine gewisse Tendenz in den Praktiken der Personenreferenz zu den altersneutralen Anrede- und Referenzformen „Jiemei“ (姐妹 ältere-jüngere Schwester) bzw. „Xiongdi“ (兄弟 älterer-jüngerer Bruder) ab, um so den Alters- und Statusunterschied zwischen den Interagierenden zu nivellieren.[11]

4 Fazit

Die präsentierte Analyse zu Praktiken der Personenreferenz in computervermittelten Chat-Interaktionen verdeutlicht, dass das Konzept der kommunikativen Praktiken ein wichtiges methodisches Werkzeug liefert, um sprachliche Phänomene und interaktionale Strategien mit Aspekten des soziokulturellen Kontexts zu verbinden. So zeigen die Ergebnisse sowohl Parallelen als auch Differenzen in der chinesischen und deutschen Handhabung der Personenreferenz durch Geschwisterbezeichnungen:

  • Sowohl chinesische als auch deutsche TeilnehmerInnen setzen in der computerübermittelten translokalen Chat-Kommunikation oftmals Geschwisterbezeichnungen als Praktiken der Selbst- und Fremdreferenz ein.

  • In beiden Sprachen haben diese verwandtschaftsindizierenden Praktiken Funktionen inne, die über die reine Referenz hinausreichen: Sie werden als „social indices“ (Silverstein 1976: 37) eingesetzt, die weitaus mehr Informationen als die deiktischen Pronomen „wo“ (我), bzw. „ich“ und „ni“ (你), „nin“ (您) bzw. „du/Sie“ liefern: Neben dem Anzeigen von doing being family indizieren sie weitere soziale Aspekte wie das Geschlecht, die Generationszugehörigkeit und die Art der Verwandtschaftsrelation. Im Chinesischen markieren die Geschwisterbezeichnungen darüber hinaus altersbezogene Statusrelationen und Respektbekundungen unter den Interagierenden (Günthner/Zhu 2016, 2017).

  • Obgleich im Deutschen die Selbst- und Rezipientenreferenz mittels „Bruder“ oder „Schwester“ als obsolet gilt, verwenden Chat-SchreiberInnen dennoch diese nominalen Formen – allerdings meist in den hypokoristischen Varianten „Schwesterlein“, „Bruderherz“, „Brüderlein“ etc. Auf diese Weise wird eine kosende, scherzhafte oder ironische Modalität kontextualisiert, die wiederum in engem Bezug zur betreffenden kommunikativen Handlung steht.

  • Im Unterschied zum Deutschen gelten Referenzierungspraktiken mit Geschwisterrollennamen im Chinesischen keineswegs als obsolet. Vielmehr werden sie auch jenseits scherzhafter, ironischer und hypokoristisch indizierter Modalitäten verwendet. Ferner zeichnen sich in den chinesischen Chat-Daten auch Verwendungen von Geschwisterbezeichnungen unter Cousinen und Cousins ab.

  • Im Unterschied zum Deutschen werden Verwandtschaftsnamen in den chinesischen Daten auch projektiv für nicht-verwandte Personen eingesetzt. Diese metaphorischen Referenzierungspraktiken finden in Interaktionen zwischen KommilitonInnen, FreundInnen und Bekannten sowohl zur Selbst- als auch Fremdreferenz Anwendung. Dabei kommt – vergleichbar mit der Verwendung von Geschwisterbezeichnungen unter Verwandten – oftmals eine aufwärtsgerichtete Mobilisierung zum Tragen, d. h. jüngere Interagierende adressieren bzw. referieren auf ihre älteren GesprächspartnerInnen eher mit projektiven Geschwisterbezeichnungen als umgekehrt.[12]

  • Sowohl die deutschen als auch die chinesischen Daten verweisen darüber hinaus auf die sequenzielle Organisation dieser nominalen Personenreferenzen: Die Initiierung eines Verwandtschaftsrollennamens zur Selbst- bzw. Fremdreferenz führt immer wieder dazu, dass der/die RezipientIn diese in den sequenziell folgenden Dialogzüge aufgreift und sie (bzw. die entsprechenden reziproken Formen) nun ebenfalls zur Selbst- bzw. Fremdreferenz einsetzt. Auf diese Weise bestätigen sich die DialogpartnerInnen ihre Kollaboration bei der Konstruktion sozialer Beziehungen, Zusammengehörigkeit wie auch bei der Konstitution von Interaktionsmodalitäten und kommunikativen Handlungen.

Die Daten verdeutlichen demnach, wie Interagierende kulturelle Vorstellungen sozialer Beziehungen im Prozess der Kommunikation re-aktualisieren und wechselseitig bestätigen. Personenreferenzen repräsentieren eine kommunikative Praktik, die an der Schnittstelle von kulturellen Konventionen und sprachlich-kommunikativen Mustern verankert ist (Levinson 2005: 433; Enfield 2007: 97): Mittels Personenreferenzen aktivieren SprecherInnen bzw. SchreiberInnen kulturspezifische Traditionen sozialer Beziehungsformationen (Enfield 2007).

Acknowledgement

Ich danke Zhao Jie für ihre hilfreichen Kommentare sowie ihre Mithilfe bei der Übersetzung der chinesischen Daten.

Mein Dank geht auch an die HerausgeberInnen und das Redaktionsteam der Zeitschrift für ihre Hinweise.

Literaturverzeichnis

Berger, Peter/Luckmann, Thomas. 2016 [1966]. Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Theorie der Wissenssoziologie. Frankfurt: Fischer.Suche in Google Scholar

Blum, Susan D. 1997. Naming Practices and the Power of Words in China. In: Language in Society 26 (3). S. 357–379.10.1017/S0047404500019503Suche in Google Scholar

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