Wer ist britisches oberhaus

Männer-Bastionen bröckeln

Während sich die Männer im Unterhaus, dem von der Bevölkerung gewählten Teil des Parlaments, in den 1920er-Jahren langsam an weibliche Abgeordnete gewöhnen, sitzen im britischen Oberhaus weiterhin nur Männer.

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts sind im Oberhaus neben Geistlichen fast ausschließlich Adelige, deren Familien ihren Sitz seit Generationen an die Nachkommen vererben. Erst Ende der 1950er-Jahre ändert sich das durch das "Gesetz über die Adelswürde auf Lebenszeit".

Oberhaus-Sitz nicht mehr vererbbar

"1958 wurde mit dem 'Life Peerages Act' die Möglichkeit geschaffen, dass der Monarch auf Vorschlag des Premierministers Menschen für die Dauer ihres Lebens in den Adelsstand erhob", sagt Thomas Saalfeld, Professor für Vergleichende Politikwissenschaft an der Universität Bamberg.

Damit verbunden sei ein lebenslanger Sitz im Oberhaus, der aber nicht vererbt werden könne. Am 21. Oktober 1958 ziehen deshalb die ersten Frauen ins Oberhaus ein. Stella Isaacs ist die erste Adlige, die im britischen Oberhaus ihren Eid auf die Königin ablegt.

Frauenteil heute Im Mittelfeld

Das Gesetz von 1958 sorgt dafür, dass im Oberhaus immer mehr Erbadelige durch Adelige auf Lebenszeit ersetzt werden - und sich die Frauenquote im Parlament erhöht.

"Das 2017 gewählte Unterhaus hat etwa ein Drittel weibliche Mitglieder. Damit liegt das britische Parlament, so ähnlich wie Deutschland, im Mittelfeld", sagt Wissenschaftler Saalfeld. Im Oberhaus liege der Anteil bei etwas einem Viertel. Das ist - angesichts der Tatsache, dass Frauen die Hälfte der Bevölkerung ausmachen - ein noch immer zu geringer Frauenanteil.

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 21. Oktober 2018 ebenfalls an den Einzug der ersten Frauen in das britische Oberhaus. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

Stichtag am 22.10.2018: Vor 75 Jahren: Cathérine Deneuve wird geboren

Die zweite Kammer des britischen Parlaments soll auf 830 Mitglieder anwachsen. Kritik gibt es an der Besetzungsliste des Premierministers.

House of Lords

Das britische Oberhaus soll Gesetze der Abgeordneten im Unterhaus überprüfen und besteht überwiegend aus vom Premierminister ernannten Personen.

(Foto: Reuters)

London Dem britischen Premierminister Boris Johnson wird bei der Besetzung neuer Mitglieder des Oberhauses Vetternwirtschaft vorgeworfen. Er hat Kritikern zufolge 36 vor allem linientreue Brexit-Anhänger sowie seinen Bruder Jo auf die Vorschlagsliste für das House of Lords gesetzt. Es dürfte damit auf 830 Mitglieder anschwellen, zuvor gab es Forderungen, das Oberhaus zu verkleinern.

„Wir brauchen keine 830 Leute“, schimpfte der Sprecher des Oberhauses, Lord Norman Fowler, in einem BBC-Interview. „Das ist lächerlich, weil es viel zu viele für unsere Aufgaben sind.“ Damit hätte das Oberhaus in Zukunft etwa 200 Mitglieder mehr als das Unterhaus mit seinen Abgeordneten. Die meisten Angehörigen des Oberhauses sind über 70 Jahre alt und viele von ihnen wenig aktiv.

Der Abgeordnete Pete Wishart von der Schottischen Nationalpartei (SNP) warf Johnson die „schlimmste Form von Vetternwirtschaft“ vor. Jo Johnson war 2019 aus dem Kabinett ausgetreten; er sah die Brexit-Pläne seines Bruders zuletzt sehr kritisch. Der einst für Johnson unbequeme Ex-Unterhaussprecher John Bercow schaffte es nicht auf die Liste. Britische Medien werteten das am Samstag als Abstrafung. In den letzten etwa 200 Jahren galten die Unterhaus-Sprecher stets als gesetzt für das Oberhaus.

Das britische Parlament besteht aus dem Unterhaus (House of Commons) und dem Oberhaus (House of Lords). In der Regel wählen die Briten alle fünf Jahre ihre Abgeordneten im Unterhaus; die meisten Mitglieder des Oberhauses werden auf Lebenszeit ernannt. Zu ihren Aufgaben gehört, beschlossene Gesetze des Unterhauses zu überprüfen.

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Im Oberhaus sind neben Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft oder Sport auch Adelige und anglikanische Bischöfe. Der Großteil wird auf Vorschlag des Premiers von Königin Elizabeth II. in die zweite Parlamentskammer berufen. Die Auswahl trifft eine Kommission. Seit 1999 können die Sitze nicht mehr vererbt werden. Eine Obergrenze für die Zahl der Mitglieder gibt es nicht.

Mehr: Boris Johnson tut so, als könne sich Großbritannien einen Crash aus dem EU-Binnenmarkt leisten. Dabei wird jeden Tag deutlicher, dass das nicht stimmt, kommentiert Handelsblatt-Korrespondent Carsten Volkery.

Wer hat einen Sitz im Oberhaus?

Historisch. Historisch war das Oberhaus diejenige Parlamentskammer, in der Adel, Klerus und Universitäten vertreten sind.

Wer sitzt im britischen Parlament oben?

Das Unterhaus bestimmt über Gesetzgebung und Staatshaushalt, die Regierung des Vereinigten Königreichs ist ihm gegenüber verantwortlich, und ein Premierminister bleibt nur so lange im Amt, wie er seine Unterstützung hat. Neben dem House of Commons gehören die Krone und das Oberhaus, das House of Lords, zum Parlament.

Was ist das Unterhaus in England?

Als Unterhaus oder zweite Kammer (englisch House of Commons oder lower house, französisch chambre basse) bezeichnet man in einem Zweikammersystem zumeist jene Kammer eines Parlamentes, die die allgemeine, von den Bürgern gewählte Volksvertretung darstellt (auch Bürger- oder Abgeordnetenkammer).

Wie viele Lords gibt es in England?

Mit rund 740 Lords und Baronesses ist das Oberhaus um fast 100 Mitglieder größer als die erste Kammer des britischen Parlaments, das House of Commons.

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