Lange schwieg der Berliner Clan-Boss vor Gericht zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft, am Dienstag gestand er alles!
Von Matthias Becker und Anne Losensky
Ahmad „Patron“ Miri wandert trotzdem für satte zwei Jahre und drei Monate in den Knast, wegen Körperverletzung in zwei Fällen, Waffenbesitz in einem Fall und eine eingetretene Tür als Sachbeschädigung. Das Gericht durfte der Musikmanager aber durch die Tür, statt durch die Katakomben in eine Zelle verlassen. Weil keine Fluchtgefahr besteht, ist Miri bis zu seiner Einfuhr in den Knast auf freiem Fuß.
Die Fälle
► Am 26. November 2017 hat Ahmad Miri, der sich selbst gern der „Patron“ von Berlin nennt, gemeinsam mit zwei Komplizen die Ex-Freundin seines befreundeten Rappers Sami A. (31), alias „SVD“, zu Hause aufgesucht. Der Rapper geriet wegen des Umgangs des gemeinsamen Kindes zuvor mit der Mutter in Streit geraten. Miri wollte sie der Anklage zufolge zu einem „standesgemäßen Verhalten“ erziehen. Seine Waffe: Der bullige Ex-Boxer hatte die junge Mutter mit einem Holzknüppel gegen den Kopf niedergeschlagen. Anzeige.
Im Prozess am Dienstag sprach Richterin Kerstin Guse-Manke von einer feigen Tat. Miri wollte der Frau gegenüber seine Macht ausüben und ihr zeigen, wer hier das Sagen hat, so die Richterin weiter.
► Im Sommer 2019 führte die Staatsanwaltschaft weitere offene Ermittlungsverfahren zusammen, darunter eine weitere gefährliche Körperverletzung und ein Waffendelikt: Miri hat an Silvester auf der Straße eine Pistole mehrfach abgefeuert. Verstoß gegen das Berliner Waffengesetz.
▶︎ Am 24. Februar 2019 hatte er wenig später mit mehreren anderen Personen einen Gast vor einer Shisha-Bar beschimpft und dann geschlagen. Zeugen hatten den arabischen Clan-Chef eindeutig auf Lichtbildern wiedererkannt – und er gab alles zu.
Am 29. August 2019 musste sich Ahmad Miri wegen diverser Verkehrsdelikte
(u.a. Fahren ohne Führerschein) vor Gericht verantworten. Damals erhielt der Clan-Boss eine Bewährungsstrafe (Bewährungszeit: ein Jahr und sechs Monate auf Bewährung) und 24 Monate Führerscheinsperre. Gegen das Urteil legte er Berufung ein. Ob ihm da noch eine weitere Haftstrafe blüht, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.
Miri narrt die Polizei seit Jahren
Der Angeklagte, ein ehemaliger Boxer, narrt seit Jahren die Polizei. Unter dem Namen „Süleiman“ reiste er ein, so eine LKA-Beamtin als Zeugin. Seit 2013 werde er als Ahmad A. geführt. Zehn Alias-Personalien, diverse Strafverfahren.
Zuletzt habe er einen syrischen Pass vorgelegt, so die Beamtin. Dieser müsse mittlerweile abgelaufen sein. Ausländerrechtlich sei er geduldet bis März 2020. Seine Ausweisung sei „unaufschiebbar rechtsgültig“, scheiterte bisher aber an der Situation in Syrien. Der Mann sei offiziell ledig. „Warum er sich Miri nennt, kann ich nicht sagen“, so die LKA-Beamtin: „Seine Frau heißt Miri.“ Verheiratet sei er aber nicht mit ihr, „eine Hochzeitsurkunde wurde nie vorgelegt“.
Ahmad „Patron“ Miri kassiert Stütze, macht sich auf Instagram lustig über das deutsche Sozialsystem – und soll im Behörden-Computer bis zu zehn Identitäten haben. Jetzt ist er plötzlich Syrer.
Der Mann, der da zwischen zwei protzigen PS-Boliden posiert, lebt offiziell von Hartz-IV. Sein Name ist berüchtigt. Ahmad „Patron“ Miri (38), der in Wedding lebt, hat als Chef eines Araber-Clans wegen Drogendelikten im Knast gesessen, war Mitglied der gefährlichen Bruderschaft Arabisch-Kurdischer Clan (AKC) und Gründungsmitglied des Rockerclubs Guerilla Nations.
Aber wer ist er eigentlich wirklich?
Seit Jahren soll er Polizei und Ausländerbehörde mit seinen Namen narren. Miri soll bis zu zehn Alias-Personalien im Behördencomputer gesammelt haben. Mal soll er Mohammed heißen, dann wieder Ahmad Miri. Mal soll er 1980 geboren sein, dann 1982 oder auch 1984, mal in Beirut (Libanon), mal im türkischen Mardin.
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Jetzt hat Ahmad „Patron“ Miri sich offenbar an seine wahre Identität erinnert. Er ist Syrer, heißt eigentlich Ajje. Das soll sein Familienname sein. Bei der syrischen Botschaft soll er entsprechende Dokumente vorgelegt und daraufhin einen Pass bekommen haben.
Bei der Ausländerbehörde in Berlin wurde er bislang als staatenloser Palästinenser geführt. Dort soll er nun unter seinem neuen Namen und als Syrer registrieren worden sein. Zweifel an Miris aktueller Legende hatten die Sachbearbeiter wohl nicht.
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Deutschland schiebt nicht in Kriegsgebiete ab
Dabei liegt auf der Hand: Deutschland schiebt nicht in Kriegsgebiete ab – also nur ein Trick, um unbehelligt hier bleiben zu können? Ein Ermittler frustriert zur B.Z.: „Der bleibt uns jetzt über Jahre erhalten.“
Ahmad Miri, alias Ajje, gilt als führender Kopf der organisierten Kriminalität. Er kassiert Stütze, macht sich auf Instagram lustig über das deutsche Sozialsystem, das ihm Wohnung, Kindergeld (Sohn und Tochter) finanziert. Wie kann das sein?
Jetzt hat die Staatsanwaltschaft ihn wieder mal angeklagt. Vorwurf: gefährliche Körperverletzung. Miri-Ajje soll die Ex-Freundin des mit ihm befreundeten Rappers „SVD“ alias Sami Al-T. (30) mit einem Holzknüppel geschlagen haben, weil es Ärger um das Besuchsrecht des gemeinsamen Kindes gab. Ein Fahnder: „Das war eine Strafmaßnahme, um sie zu disziplinieren.“