War das wirklich nötig? Ein neuer Asterix-Band liegt in den Regalen. Besser würden wir ihn allerdings in die Wüste schicken – so wie es Armin Laschet, dem Gallier der Politik, bereits passiert ist.
Wir befinden uns im Jahr 2021 nach Christus. Ganz Deutschland erwartet das Erscheinen des neuen Asterix-Bandes. Ganz Deutschland? Nein! Denn es ist bereits das 39. Abenteuer des kleinen Galliers und seines Freundes Obelix.
39 Bände! Wo mussten Asterix und Obelix nicht bereits einschreiten, um römische Legionäre und andere Unholde zu verdreschen ... Im Schatten der Pyramiden etwa bewahrten sie einst die legendäre Herrscherin Kleopatra mit ihrem hübschen Näschen vor einer Schmach, bei den Briten und Belgiern, den Korsen und Spaniern setzte es weiter reichlich Hiebe. Vom heimischen Gallien ganz zu schweigen.
Kinderparadies der Antike
Geographisch wird es allerdings langsam eng, deswegen spielt der gerade erschienene neue Band mit dem Titel "Asterix und der Greif" auf bislang unbekanntem Terrain: dem imaginären Barbaricum. Genauer gesagt den Weiten im Osten Europas, wo einst das Reitervolk der Sarmaten lebte.
Immer noch besser als der Band "Obelix auf Kreuzfahrt" von 1996, in dem es Asterix nach Atlantis verschlägt, werden eingefleischte Fans nun denken. Atlantis mutierte zu einer Art antikem Ikea-Kinderparadies. Es brauchte schon einen ordentlichen Schluck Zaubertrank, um das aushalten zu können.
Nun ist also der Osten an der Reihe, wo Schnee und Kälte den Galliern zu schaffen machen. Man fragt sich, wann den Galliern die Erde zu klein sein wird – und sie in den Weltraum aufbrechen. Halt, Besuch aus dem All kam bereits vor. Im Band "Gallien in Gefahr" von 2005 bekommen es Asterix und Obelix mit Außerirdischen zu tun. Außerirdische im Gallien der Antike? Die Geschichte war unterirdisch schlecht, außerirdisch geradezu.
Und genau darin liegt das Problem: Verkauft und gelesen werden Asterix und Obelix immer. Egal, auf welchen antiken Irrwegen sich Altmeister Albert Uderzo auch verstolperte. 1959 hatte er als Zeichner zusammen mit seinem kongenialen Partner und Texter René Goscinny die Welt des kleinen Galliers Asterix ersonnen.
Tod des großen Comic-Texters
Großartige Zeichnungen, noch großartigere Texte, beides gespickt mit viel Humor und zahlreichen Anspielungen auf nationale Klischees, etwa von Franzosen und Deutschen, Spaniern und Korsen. Die Lektüre von Asterix war Amüsement, Geschichtsstunde und Völkerverständigung in einem. Zugleich leistete Frankreich mit Asterix und Obelix dem amerikanischen Comic-Imperium von Walt Disney mindestens ebenso viel Gegenwehr, wie es das kleine gallische Dorf mit den Legionen Cäsars tat.
Doch 1977 folgte der Schock. Goscinny starb, viel zu früh, von großer Trauer begleitet. Uderzo machte allein weiter. Waren es die Fans, die neue Abenteuer forderten? War es das Geld?
Egal. Fest steht: Es war nicht Uderzos beste Idee, nun auch die Texte zu übernehmen. Nach "Asterix bei den Belgiern" von 1979 begann der allmähliche Niedergang. Da erging es den Galliern wie einst ihren Erzfeinden, den Römern. So wie Asterix seinen Federschmuck am Helm bei eher trüberen Gemütslagen runterhängen lässt, machten viele Fans immer längere Gesichter, je schlechter die Geschichten wurden.
Uderzo ließ sich davon nicht beirren, erst als er selbst ein Methusalix wurde, gab er seine Schöpfung ab. Jean-Yves Ferri als Texter und Didier Conrad als Zeichner wurden 2005 auf den Schild des Häuptlings gehoben. Und haben es tatsächlich geschafft, nicht wie Majestix herunter zu stürzen. Auch ihr neuestes Werk "Asterix und der Greif" ist durchaus lesenswert, schöne Zeichnungen und gute Texte ergänzen einander. Ernüchternd nur, dass sie nicht die Genialität des Duos Goscinny und Uderzo erreichen.
Einleitung | Charakter | Prügeleien | Verkleidungen | Hinkelsteine | Chronologie
Warum Obelix keinen Zaubertrank bekommt
Die wichtigste und zugleich einer der grundlegendensten Informationen erfährt der Leser schon zu Beginn des ersten Abenteuers: Obelix verdankt seine fortwährende und übermenschliche Kraft dem Umstand, dass er bereits als Kind in den Zaubertrank gefallen ist (siehe auch: "Wie Obelix als kleines Kind in den Zaubertrank geplumpst ist"). Dies und die von Miraculix nicht vorhersehbaren Nebenwirkungen sind auch der Grund dafür, dass er davon vom Druiden auch nichts mehr bekommt. Trotzdem versucht Obelix immer wieder Miraculix dazu zu bewegen, ihm Zaubertrank zu geben. Doch nicht einmal ein geschenkter Hinkelstein wie auf Seite 9 des Albums "Asterix als Gladiator" kann den Druiden umstimmen.
Dass die Einnahme des Zaubertranks für Obelix tatsächlich nicht ungefährlich ist, kann man spätestens in "Obelix auf Kreuzfahrt" nachlesen, als er einen kräftigen Schluck aus dem Kessel nimmt und massive Nebenwirkungen Miraculix die ganze Zauberkunst abverlangen. Ausschließlich in "Asterix und Kleopatra" bekommt Obelix von Miraculix drei Tropfen Zaubertrank um eine schwere Steintüre in einer Pyramide zu "öffnen", wobei Obelix nach eigener Aussage jedoch keinen Unterschied verspürt.
Hinkelsteine und Wildschweine
Der Junge hat manchmal Geistesblitze!
Eine weniger schnelle Auffassungsgabe bescheinigt er sich auch, als er nach dem Ablegen der römischen Uniform in "Asterix und die Goten" beim Aufeinandertreffen mit den Goten sich und Asterix immer noch als Asterus und Obelus vorstellt und die Goten deshalb annehmen, dass sie Römer seien, die ihr Land überfallen wollten. Dagegen hat selbst Obelix zur Überraschung anwesender Personen auch Geistesblitze, als er in "Asterix und die Normannen" gleich zwei Mal in Folge bei der Suche nach Troubadix eine Idee hat. Zuerst lässt er Idefix nach Troubadix suchen und kommt schließlich selbst auf den Gedanken, dass der Barde nach Lutetia unterwegs sein könnte.
Wie gegensätzlich Obelix' geistige Entwicklung in der Asterix-Serie dargestellt wird, geht auch aus zwei anderen Beispielen hervor: Da beschreibt er Josua Steimazel auf dessen Frage was Wildschwein sei auf wissenschaftliche Art und Weise und mit dem korrekten lateinischen Namen das Singularis porcus. Auf der anderen Seite scheint Obelix nicht lesen zu können, was in der Kurzgeschichte "ABC-Schütze Obelix" im Kurzgeschichtenband "Asterix plaudert aus der Schule" thematisiert wird. Wichtiger als Bildung scheint Obelix dagegen die Dressur seines Hundes Idefix zu sein, der seit "Tour de France" nicht von seiner Seite weicht. Gerne hätte er den kleinen Hund als hilfreichen Partner beim Hinkelsteingeschäft.
Ich bin nicht dick!
Dass Obelix mit seiner Größe und der übermenschlichen Kraft durchaus überzeugend sein kann und entsprechend auch für die Befragung widerwilliger Subjekte eingesetzt wird, lässt sich unter anderem in "Asterix und Kleopatra" gegenüber dem Kapitän der Steinetransporter beobachten sowie auch bei der Befragung des britischen Diebes des Wagens voller Weinfässer in "Asterix bei den Briten".
Sein Übergewicht, das auch schon die Druiden Prognostix in "Asterix und der Arvernerschild" und Amnesix in "Der Kampf der Häuptlinge" als Ursache körperlicher Beschwerden sehen, verdrängt er in der Regel überaus erfolgreich, übrigens zum ersten Mal in "Tour de France": "Ein Dicker? Was für ein Dicker?". Ist er in "Asterix und die Goten" auf der Suche nach einer römischen Uniform in mittlerer Größe, so sucht er sich als Freiwilliger bei der Annahmestelle in Condate in "Asterix als Legionär" auch die mittlere Größe heraus. Ein Indiz, dass Obelix vielleicht gar nicht so dick ist, sondern nur einen starken Knochenbau haben könnte, zeigt die Abbildung rechts.
Dass die Gallier spezielle Vorstellungen zu ihrem Körpergewicht hatten, ist beim schon zitierten Geschichtsschreiber Strabon nachzulesen (und im sehr interessanten Buch "Asterix - die ganze Wahrheit"). Im Werk des griechischen Historikers Ephoros steht dazu: "Auch dies ist eine Eigenart von ihnen, nämlich dass sie Wert darauf legen, nicht zu dick zu werden und keinen Bauch zu bekommen, und diejenigen unter de jungen Männern, die das Maß ihres Gürtels überschreiten, werden bestraft."
Trotz allem besticht Obelix durch seinen spielerischen Einsatz im Kampf gegen die Besatzer. Zu Beginn des Abenteuers "Asterix als Gladiator" hat er die Idee zu einer Wette: Derjenige der die meisten Legionäre verprügelt habe, habe die Wette gewonnen. Als Beweis sollen dafür die gesammelten Helme der Unglücklichen dienen. Dieses Helmspiel zieht sich das ganze Abenteuer hindurch.
Nur sein Mitleid mit Troubadix, den er wegen seines Gesanges auch gerne aufzieht, hält sich stark in Grenzen. Selbst als dieser in "Asterix als Gladiator" durch die Römer entführt und nach Rom gebracht wird, denkt er zuerst gar nicht daran den Barden zu befreien. Erst auf Asterix' Initiative begeben sich die beiden Gallier per Anhalter auf den Weg nach Rom.
Essen, Trinken und Zitate
Obelix' Lieblingsspruch "Die spinnen, die Römer!" gibt es in den Heften in mehreren Variationen, wobei die Zielgruppe situationsbedingt ersetzt wird. Insgesamt verwenden Obelix und andere Charaktere das Zitat in den bisher erschienenen Asterix-Abenteuern knapp 30 Mal (davon Obelix: 22 Mal). Mit den Variationen wird fast 80 Mal diese Redewendung verwendet, die inzwischen auch schon Eingang in den umgänglichen Sprachgebrauch gefunden hat. Auf der letzten Seite des Abenteuers "Streit um Asterix" bezeichnet Miraculix die Dorfbewohner als Großmäuler, Windbeutel und Neunmalkluge, meint aber, dass man sie einfach gerne haben müsse, weil sie eben deshalb so menschlich seien. Obelix' Kommentar dazu: "Die spinnen, die Menschlichen!".
Dennoch, wenn Obelix dem Alkohol nachgibt, dann hat dies die typisch negativen Auswirkungen, die man oft bei Betrunkenen beobachten kann. Er wird launisch, unterliegt Stimmungsschwankungen und wird schließlich - bevor ihn die Müdigkeit besiegt - aggressiv. So zu beobachten in "Asterix bei den Briten", als er die Weinfässer probierend nach dem Zaubertrank durchsucht.
Ein besonderes Kapitel ist schließlich noch die Liebe von Obelix zu Falbala, die in mehreren Abenteuern thematisiert wird. Zuerst erkennt der Leser diesen Zusammenhang im Abenteuer "Asterix als Legionär", als er der schönen Blondine hinterher schaut und dabei einen Baum über den Haufen läuft. Hier bezeichnet sich übrigens Obelix selbst auch als schüchtern. Im Allgemeinen scheint Obelix dem weiblichen Geschlecht nicht abgeneigt zu sein, schließlich benimmt er sich auch Zechine gegenüber in "Das Geschenk Cäsar" recht schnell irritiert und lässt sich später von ihr zu Wahlkampfzwecken einspannen.