Manche Eltern wünschen sich explizit einen Jungen oder ein Mädchen. Vielleicht, weil sie schon sieben Jungs haben und doch gerne noch ein Mädchen hätten (ein solcher Fall ist der Redaktion bekannt). Oder, weil sie noch festgefahrene Geschlechterrollen in den Köpfen haben, und gewisse Aktivitäten, die sie mit ihrem Kind zu unternehmen wünschen, nur dem einen oder anderen Geschlecht zuordnen. Oder, wer weiss, weil sie schon ihren Wunschnamen gefunden haben und er unpraktischerweise nicht unisex ist.
Die Gründe, warum manche Eltern sich ein bestimmtes Babygeschlecht wünschen, sind vielfältig. Das Phänomen ist nicht neu: Bereits im alten Griechenland legten sich Männer beim Geschlechtsverkehr auf die rechte Seite, um einen Buben zeugen zu können. Später ging in Frankreich der Glaube um, man könne durch das Abbinden der rechten Hode einen Jungen zeugen.
Das tut heute wohl keiner mehr. Es gibt andere Methoden.
Das ist der wirksamste Trick, um das Geschlecht zu beeinflussen
Ob es ein Junge oder ein Mädchen wird, hängt von nur einem einzigen Faktor ab: ob zuerst eine Samenzelle mit dem X-Chromosom oder eine mit dem Y-Chromozom die Eizelle der Frau erreicht. X-Samenzellen geben Mädchen, Y-Samenzellen Jungs. Einer der wirksamsten Tricks, um das Geschlecht des Kindes zu beeinflussen, liegt also im Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs.
So unktioniert es: Weibliche Spermien, die das X-Chromosom tragen, sind zwar langsamer als die männlichen mit dem Y-Chromosom, dafür aber auch langlebiger. Plant man den Geschlechtsverkehr bewusst auf drei Tage vor dem Eisprung, ist die Chance grösser, dass es ein Mädchen wird, weil vor allem die X-Spermien bis zum Eisprung durchhalten. Hat man am Tag des Eisprungs Sex, ist die Chance auf einen Buben grösser, weil die Y-Spermien schneller bei der Eizelle sind. Laut Fachleuten lässt sich damit zu rund 25 Prozent Einfluss nehmen – eine Garantie gibt es nicht.
Weitere Tricks im Überblick
- Der PH-Wert der Scheidenflora wirkt sich darauf aus, welche Samen bei der Eizelle landen: Je tiefer dieser Wert liegt (das heisst: je saurer er ist) desto eher entsteht ein Mädchen.
- Orgasmus für Buben: Hat die Frau während des Zeugungsverkehrs einen Orgasmus, wirkt sich dies auf die Scheidenflora aus. Sie wird alkalischer, somit begünstigt sie die Y-Chromosomen. Im Gegenzug hat eine Frau ohne Orgasmus die grössere Chance, Mama eines Mädchens zu werden.
- Vegetarische Ernährung soll die Chancen auf ein Mädchen ebenfalls erhöhen.
- Stellung beim Geschlechtsverkehr: Offenbar werden eher Jungen gezeugt, wenn der Penis tief eingeführt wird, die Samenzellen also nur noch einen kurzen Weg zum Muttermund zurücklegen müssen.
- Der chinesische Empfängniskalender soll voraussagen können, wie der Moment der Zeugung mit dem Alter der Mutter zusammenspielt, um das Babygeschlecht zu beeinflussen. So können Frauen im Alter von 32 Jahren nur im Januar, März und Dezember Buben empfangen, heisst es. Im Alter von 18 Jahren gibt es nur im Januar oder März ein Mädchen. Wir haben das natürlich nicht getestet, also: Who knows? (Eine Auswertung ovn über 74'000 Schwangerschaften hat allerdings nur eine Übereinstimmung von 58 Prozent ergeben... das scheint keine allzu sichere Sache zu sein.)
- Das Gewicht der Mutter hat einen Einfluss: Leichtere Frauen (unter 54 Kilogramm Körpergewicht) bringen deutlich öfter Mädchen zur Welt.
- Stress sorgt ebenfalls für Mädchen: Eine Untersuchung der Universität Oxford hat gezeigt, dass Frauen mit einem hohen Cortisol-Wert ebenfalls häufiger Mamas von Mädchen werden. Wer einen Buben möchte, entspannt sich besser mal.
- Eine ebenfalls englische Studie zeigt, dass die Kalorienzufuhr eine Auswirkung auf das Geschlecht haben kann: Eine niedrige Kalorienzufuhr soll die Zeugung eines Mädchens begünstigen, während bei hoher Kalorienzufuhr eher Jungs gezeugt werden.
- Im Sommer werden mehr Jungs gezeugt als im Winter. Y-Chromosomen sind offenbar Hitzeresistenter als X-Chromosomen, so die Erklärung des Biologen A. Lerchl von der Universität Münster.
- Im Internet kursiert das Gerücht, dass Frau die langsameren weiblichen Spermien unterstützen kann, indem sie nach dem Geschlechtsverkehr die Beine in die Luft streckt. Nützts nix, so schadets nix.
Von KMY am 3. Oktober 2021 - 16:40 Uhr
Biologisch lässt sich die Frage, ob ein Junge oder ein Mädchen entsteht, klar beantworten: Das Geschlecht eines Kindes hängt davon ab, ob es ein X- oder Y-Chromosom von seinem Vater erbt. Doch was bestimmt, welches Chromosom sich bei der Zeugung durchsetzt?
Die Geschlechterverteilung ist in Familien sehr unterschiedlich: Das eine Paar hat drei Töchter, das andere nur Söhne. "Reiner Zufall", sagen die einen. "Nein, das liegt in den Genen", argumentieren die anderen. Forscher haben die Theorie nun untersucht. Demnach wird das Geschlecht eines Kindes im Wesentlichen vom Zufall bestimmt.
Die Wissenschaftler um Ralf Kuja-Halkola vom schwedischen Karolinska-Institut in Solna haben Daten aller in Schweden seit 1932 geborenen Kinder analysiert. Informationen von mehr als 3,54 Millionen Eltern und deren rund 4,75 Millionen Kindern sind in die Untersuchung eingeflossen. Um herauszufinden, ob genetische Variationen das Geschlechtsverhältnis der Nachkommen beeinflussen, prüften die Forscher, ob die Nachkommen von untersuchten Personen ein ähnliches Geschlechterverhältnis aufweisen wie die Nachkommen ihrer Geschwister.
Kein Zusammenhang zwischen dem Geschlecht des ersten und des zweiten Kindes
Das Ergebnis: Die genetische Veranlagung in Familien hat keinen Einfluss darauf, ob Eltern eher Jungen oder eher Mädchen bekommen, schreiben die Forscher in den "Proceedings of the Royal Society B" . Ein Kind erhalte sein Geschlecht weitgehend zufällig.
Ein Beispiel: Hat ein Mann nur Töchter, ist es gut möglich, dass sein Bruder vor allem Söhne hat und seine Schwester ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis.
Auch für einen Zusammenhang zwischen dem Geschlecht des ersten und des zweiten Kindes fanden die Wissenschaftler keine Anzeichen. Bekommt eine Familie zunächst ein Mädchen, steigt die Chance auf einen Jungen als Zweitgeborenen also nicht und umgekehrt.