Wenn am Baum ein gelbes Band flattert, ist dies eine Botschaft: Das Band in gelb am Obstbaum oder -strauch ist ein Zeichen und eine ausdrückliche Einladung zum Ernten. Hier darf jede und jeder kostenfrei und ohne Rückfrage Äpfel, Birnen oder Pflaumen pflücken.
Das Ernteprojekt "Gelbes Band" bringt sie zusammen: Obstbaumeigentümer, die zu viel Obst haben und Menschen, die gerne selbst Obst pflücken möchten, aber keinen Baum haben. Es ist ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung.
1800 Bänder verteilt
Rund 1800 Bänder wurden im Startjahr 2020 in ganz Niedersachsen verteilt. Privatpersonen, Vereine und Kommunen beteiligten sich an dieser Aktion. Sie ist auf Wachstum ausgerichtet.
Damit Apfel, Birne und Co. auch geerntet werden, nimmt die Samtgemeinde Land Hadeln ab diesem Jahr am "Gelben Band" aktiv teil. Die ersten Bäume auf ihren Flächen sind schon ausgewiesen. Es trägt schon erste Früchte: In Bülkau-Aue können ab Mitte September zum Beispiel Äpfel gepflückt werden ebenso wie am Wetternweg in Ihlienworth. Die Samtgemeinde hat Obstbäume, die an Samtgemeindeverbindungswegen stehen, für dieses nachhaltige Projekt des des Zentrums für Ernährung und Hauswirtschaft Niedersachsen (Zehn) gemeldet. In den nächsten Wochen werden sie mit einem gelben Band markiert. Auch die Mitgliedsgemeinden haben bereits signalisiert, an dem Ernteprojekt mit Bäumen auf gemeindeeigene Flächen teilzunehmen.
Sehen, wie es wächst
Mit dem gelben Band zeigen sie der Lebensmittelverschwendung die rote Karte. Gleichzeitig geht es aber auch darum, dass die Menschen selbst Obst pflücken und sehen, wie es wächst. So kann besonders auch für Familien das Selbstpflücken und die anschließende Verarbeitung der Früchte ein Erlebnis sein.
In einer Online-Standortkarte sind alle entsprechenden Bäume markiert und ein ungefährer Erntestart angegeben. Auf der Internetseite gibt es viele zusätzliche Infos rund ums Pflücken und eine Rezeptidee für selbst gemachtes Fruchtmus. Ausdrücklich von den Initiatoren erwünscht sind zum Beispiel Pflücker-Selfies und Verlinkungen auf Instagram oder Facebook.
Weitere interessierte Besitzende von Obstbäumen und -sträuchern können sich auch in den kommenden Wochen noch beim Zehn anmelden, damit die Aktion "Gelbes Band" weiter blüht und gedeiht.
Ernteregeln:
Ernten Sie nur von Bäumen und Sträuchern mit einem "Gelben Band" vom Zehn!
Pflücken Sie nur in Reichweite oder sammeln vom Boden.
Das Klettern auf Bäume ist nicht gestattet.
Achten Sie auf fremdes Eigentum und auf die Natur.
Beschädigen Sie keine Bäume oder Sträucher.
Brechen Sie keine Äste ab.
Verlassen Sie den Standort so, wie Sie ihn vorgefunden haben.
Die gelben Bänder dieser Aktion bestehen aus reißfestem Papier. An den Standorten hängen zudem Informationsplakate zum Ernteprojekt mit dem Logo des Zehn aus. Alle teilnehmenden Standorte sind in der Standortkarte eingetragen.
Bitte nicht verwechseln mit den im erwerbswirtschaftlichen Obstbau verwendeten gelben Schlauchband, dieses Material ist aus Gummi oder Plastik. (red/wip)
Besondere Aktion
Warum tragen Bäume jetzt eine gelbe Schleife?
Aktualisiert am 03.08.2022Lesedauer: 2 Min.
Beim Spazieren oder Wandern fallen sie sofort ins Auge: gelbe Bänder, die um die Stämme von Obstbäumen gebunden sind. Aber was bedeutet das?
Fast jeder kennt es: Man fährt mit dem Fahrrad oder Auto reizvolle Landstraßen entlang, die rechts und links von Obstbäumen oder -sträuchern gesäumt werden. Jetzt im Spätsommer hängen an den Zweigen erntereife, verlockende Früchte wie Äpfel, Birnen oder Pflaumen.
Komisch nur, dass einige Baumstämme ein gelbes Band tragen, fein säuberlich mit einer Schleife gebunden. Nicht wenige fragen sich deshalb: Ist das eine Kunstaktion im öffentlichen Raum oder hat hier jemand ein Picknick organisiert – und vergessen, die Deko wieder mitzunehmen?
Hier ist Pflücken erlaubt
Weder noch, obwohl man mit Aktion gar nicht so falsch liegt. Doch geht es nicht um Kunst, sondern um einen besseren Umgang mit Lebensmitteln. Denn ein gelbes Band am Stamm zeigt: Hier ist Pflücken erlaubt oder hier darf ohne Rückfrage noch gutes Fallobst für den Eigenbedarf aufgelesen werden. Natürlich gratis.
Die Idee dahinter: Viele Obstbaumbesitzer schaffen es oft nicht, alle Früchte in der Saison abzuernten und zu verarbeiten. Damit Äpfel, Birnen und Co. aber nicht am Baum oder im Gras verderben, wurde die Aktion ins Leben gerufen.
Gegen Lebensmittelverschwendung
Gleichzeitig soll damit die Wertschätzung für Lebensmittel erhöht werden. Denn wer Früchte selbst ernte, bekomme ein anderes Gefühl für Apfel, Kirsche oder Pflaume – so der Gedanke des Bundeslandwirtschaftsministeriums, das die Aktion unterstützt.
Zudem lenke das Projekt den Blick auf regionales und saisonal verfügbares Obst. Mittlerweile beteiligen sich laut Ministerium deutschlandweit einige Gemeinden und Organisationen daran. Und es gibt auch eine offizielle Website, in der die Standorte der "Gelben Bänder" eingetragen sind.
Momentan enttäuscht die Deutschlandkarte aber eher, denn wenn man die Filteroption "Gelbes Band"-Standorte anklickt, sieht man nur wenige Gemeinden, die mitmachen. Offenbar werden die meisten Bäume nicht gemeldet.
Was tun, wenn gelbes Band fehlt?
Und was gilt für Obstbäume am Straßenrand oder auf Streuobstwiesen, die keine gelbe Schleife tragen? Darf man hier Früchte so einfach abernten oder aufsammeln? Ja und nein. Das Bundeszentrum für Ernährung weist darauf hin, dass Kommunen, in denen das Ernten erlaubt sei, meist ausdrücklich darauf hinwiesen.
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Wenn es diese Infos nicht gibt, sollte man vorsichtshalber beim Grünflächenamt erfragen, ob bestimmte Flächen tatsächlich der Gemeinde gehören und abgeerntet werden dürfen.