Warum spricht die Kirche Menschen heilig?

Manche Menschen tun in ihrem Leben besonders viel Gutes und sind ein Vorbild. Andere Menschen werden wegen ihres Glaubens gequält oder verfolgt. Wenn sie auch noch ein Wunder erleben oder vollbringen, dann können sie nach ihrem Tod vom Papst und der katholischen Kirche zuerst selig und später heiliggesprochen werden.

Selige werden oft nur dort verehrt, wo sie gelebt haben. Heilige sind auf der ganzen Welt bekannt.

Seit seiner Einführung im Jahr 835 durch Papst Gregor ist Allerheiligen in der katholischen Kirche der Gedenktag für alle Märtyrer und Heiligen. Mit Heiligenverehrung kann die evangelische Kirche wenig anfangen – mit dem Begriff "heilig" aber schon.

Nach katholischem Verständnis sind die Heiligen vor allem Glaubensvorbilder, die ein Gott gefälliges Leben geführt oder für ihren Glauben den Märtyrertod in Kauf genommen haben. Frühestens 25 Jahre nach ihrem Ableben kann eine Person von der katholischen Kirche heiliggesprochen werden. Dazu werden in einem ersten Schritt detaillierte Lebensläufe, alle Veröffentlichungen und Aufzeichnungen des Kandidaten gesammelt sowie die Auskünfte über dessen Martyrium oder sein tugendhaftes Leben eingezogen. Anschließend entscheiden insgesamt 34 Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe darüber ab, ob die "Causa" weitergeht und der Kandidat in den Kreis der Seligen aufgenommen werden kann. Das letzte Urteil hat aber der Papst, er kann dem Votum der Kardinäle zustimmen, es aber auch ablehnen. Wird das Verfahren fortgesetzt, so muss dann für die Person nachgewiesen werden, dass sie ein Wunder bewirkt oder einen heldenhaften Märtyrertod erlitten hat – erst dann kann es zur Heiligsprechung kommen. Ausführliche Infos zum gesamten Verfahren, das etwa 250.000 Euro kostet, finden Sie unter //www.katholisch.de/glaube/unsere-vorbilder

Neben ihrer Rolle als Glaubensvorbilder hatten Heilige in der katholischen Kirche über Jahrhunderte hinweg auch die Funktion eines Fürsprechers vor Gott. Anders dagegen in der evangelischen Kirche - hier wird die Auffassung vertreten, dass jeder getaufte Gläubige direkt mit Gott kommunizieren und als einziger Fürsprecher Jesus Christus angerufen kann. Die Heiligenverehrung bzw. –frömmigkeit hat deshalb in den evangelischen Kirchen keine Tradition. Sie betont vielmehr, dass durch die Taufe und das Bekenntnis zu Gott und Jesus Christus jeder Mensch in die "Gemeinschaft der Heiligen" aufgenommen wird. Dementsprechend gibt in den evangelischen Kirchen auch keine offiziellen "Heiligsprechungen", die feststellen, dass jemand das "Ziel des Glaubens" bereits erreicht hätte und "bei Gott angekommen" sei.

Über den Sinn und Zweck von HeiligsprechungenPro und Contra: Brauchen wir so viele Heilige?

Aktualisiert am 10.03.2018  –  Lesedauer: 

Bild: © picture alliance/akg pixel

Heiligsprechung

Bonn ‐ Und schon wieder wird ein Papst heiliggesprochen! Wunderbar, sagt katholisch.de-Volontär Roland Müller: Ein Heiliger für alle Fälle! Seinem Kollegen Tobias Glenz ist das alles zu viel: Die Inflation der Heiligen sieht er als Trivialisierung an.

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Pro: Jeder kann ein Heiliger werden!

Wir Katholiken können uns wirklich glücklich schätzen: Nach Pius X., Johannes XXIII. und Johannes Paul II. wird Paul VI. bald der vierte heilige Papst des 20. Jahrhunderts sein. Auch Pius XII. und der 33-Tage-Papst Johannes Paul I. sind auf dem Weg der Kanonisierung. Für sie laufen derzeit noch die Seligsprechungsverfahren. So viele vorbildliche Nachfolger Petri sind ein Segen für die Kirche, denn sie machen deutlich, was das eigentliche Ziel der Kirche und des menschlichen Lebens ist: die Heiligkeit.

Heiligkeit ist ein missverständlicher Begriff, denn viele Menschen verbinden ihn mit frömmelnder Naivität. Doch genau das ist mit dem Wort "heilig" nicht gemeint. Ein Heiliger ist jemand, der sein Leben auf Gott und die Nöte seiner Mitmenschen ausrichtet und dabei auch mit sich selbst im Einklang lebt. Nach christlicher Überzeugung ist Heiligkeit nicht nur einer kleinen Elite von Super-Frommen vorbehalten, sondern ein für jeden Menschen erreichbares Ziel – auch wenn der Weg zur Heiligkeit meist steinig ist.

Die Kirche spricht Verstorbene heilig, um sie den Gläubigen als Vorbilder zu empfehlen. Sie können sich an den Heiligen orientieren, Kraft schöpfen und sie durch ihr Gebet um Hilfe bitten. So unterschiedlich wie die Menschen und ihre Gemüter sind auch die Wege zur Heiligkeit: Die heilige Therese von Lisieux lebte abgeschieden von der Welt betend im Kloster, während der heilige Maximilian Kolbe im Konzentrationslager Auschwitz im Tausch gegen sein eigenes Leben einen Familienvater vor dem Tod rettete. Diese sehr unterschiedlichen Heiligen zeigten mit ihrem Handeln, was Papst Benedikt XVI. einmal so ausdrückte: "Es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt." Je mehr Heilige es also gibt, desto besser.

Das 20. und 21. Jahrhundert waren in der Kirchengeschichte wohl die Zeiträume mit den meisten Heiligsprechungen. Manche mögen das als Inflation kritisieren oder einer persönlichen Vorliebe der jeweiligen Päpste anlasten. Doch dabei wird oft vergessen, dass mit der Kanonisierung eigentlich nur eine Realität festgestellt wird: Die heiliggesprochenen Verstorbenen sind bei Gott und damit schon heilig. Umso schöner, wenn dies auf so viele Nachfolger Petri zutrifft. Dessen sollten wir Katholiken uns nicht schämen.

Von Roland Müller

Bild: ©KNA

Papst Paul VI. ist der nächste unter den heiligen Päpsten.

Contra: Stoppt die Inflation!

So langsam verliert man wirklich den Überblick: Gefühlt bekommen wir inzwischen alle paar Wochen einen Schlag neuer Heiliger serviert. Jüngst machte Papst Franziskus den Weg für weitere Kanonisierungen frei, darunter für Papst Paul VI. und Erzbischof Oscar Romero. Ganz ehrlich: Ich bekomme mit Blick auf die inflationäre Praxis der Heiligsprechungen allmählich ein mulmiges Gefühl.

Keine Frage: Unsere Kirche braucht ihre Heiligen. Die Verehrung von Menschen, die ein evangeliumsgemäßes Leben geführt haben, ist sinnvoll, weil sie einer Glaubensgemeinschaft Vorbilder vor Augen stellt und Fürbitter bei Gott an die Hand gibt. Dass diese Verehrung zuweilen übertrieben wurde und wird, steht außer Frage – hier jedoch nicht zur Debatte.

Aber ist Heiligsein heute überhaupt noch etwas "Besonderes"? Die Fakten: Papst Johannes Paul II. sprach während seines Pontifikats 482 Menschen heilig – das waren mehr Kanonisierungen als bei allen seinen Vorgängern zusammen gerechnet. Der amtierende Pontifex setzte hier noch einen drauf: Im Mai 2013, kurz nach seinem Amtsantritt, sprach Franziskus mit Antonio Primaldo und seinen Gefährten – den sogenannten Märtyrern von Otranto – an einem Tag 800 Menschen heilig.

Tun wir uns mit solchen Massenheiligsprechungen tatsächlich einen Gefallen? Ich bezweifle nicht, dass all die heiliggesprochenen Menschen der letzten Jahre ein – wie auch immer geartetes –heiligmäßiges Leben geführt haben. Aber bei so vielen neuen Heiligen kann doch unmöglich jedes Einzelnen gebührend gedacht werden. Das "Heiligsein" Einzelner wird vielmehr durch die schiere Masse überdeckt.

Vielleicht ist es deshalb an der Zeit, die Praxis der Heiligsprechungen einmal neu auf den Prüfstand zu stellen. Eigentlich haben wir in der Kirche doch ein Kanonisierungsverfahren, das von Haus aus langwierig ist und (vor-) schnelle Heiligsprechungen verhindern soll. Spätestens seit dem "Santo subito!" von 2005 scheint die Kirche ihre alten Regeln aber nicht mehr allzu genau zu nehmen – davon zeugen die stark abgekürzten Verfahren der letzten Jahre.

Wenn wir nicht wollen, dass der Begriff "heilig" über kurz oder lang massiv an Wert einbüßt, sollten wir die Kanonisierungs-Inflation stoppen.

Warum wird man heilig gesprochen?

Wer für seinen Glauben stirbt, also ein Märtyrer ist, kann heiliggesprochen werden. Oder wer auf ganz besondere Weise die christlichen Tugenden lebt. Dazu gehört, dass der oder die Betreffende schon zu Lebzeiten im Ruf der Heiligkeit stand und verehrt wurde.

Warum ist die katholische Kirche heilig?

Heilige sind Menschen, die besonders fest in ihrem Glauben stehen und ein besonders gottesfürchtiges, vorbildliches Leben führen. Oft werden ihnen auch Wunder zugeschrieben. Die katholische Kirche verehrt Heilige als besondere Mittler zwischen den Menschen und Gott.

Was bedeutet Heiligsprechung in der katholischen Kirche?

Die Heiligsprechung in der katholischen Kirche wird während eines Festgottesdienstes vollzogen, danach darf die betreffende Person als Vorbild und Fürsprecher weltweit verehrt werden. Der Heiligsprechung geht die Seligsprechung voraus, die auf Grundlage eines kirchlichen Prozess in mehrere Instanzen erfolgt.

Was bedeutet es heilig zu sein?

Heilig bedeutet, besonders nah an Gott zu sein. Heilig ist in den meisten Religionen etwas Vollkommenes, also etwas Göttliches. In der katholischen Kirche werden auch Menschen heiliggesprochen – wie jetzt Mutter Teresa. Wer heiliggesprochen wurde, ist ein Heiliger.

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