Rollen, oder Reiben? Mit Rollputz und Reibeputz lassen sich im nu die unterschiedlichsten Texturen auf die Wand bringen. Wie der Name schon sagt, wird der Rollputz mit der Rolle aufgetragen – und ist damit ziemlich schnell auf der Wand, während sich für Reibeputze verschiedene Reibetechniken anbieten, die das optische Ergebnis maßgeblich beeinflussen. Für beide Putztechniken gilt: Vor dem Verputzen muss der Untergrund vorbereitet werden. Wir zeigen wie und helfen bei der Materialwahl.
1. Den Untergrund sorgfältig prüfen
Es steht in jeder Verarbeitungsrichtlinie, aber gerade bei den dünnen Dekorputzen wie Rollputz und Reibeputz ist ein ebener und tragfähiger Untergrund enorm wichtig. Dekorputze gleichen in der Regel keine Unebenheiten aus, rissüberbrückend wirken lediglich die Kunstharzputze.
Neben der allgemeinen Inaugenscheinnahme sollten Sie keinesfalls auf die echten Tests wie Wischprobe und den Gitterritztest verzichten. Die Fläche darf nicht sanden, nicht kreiden und das aufgeklebte Abdeckklebeband darf nichts vom frischen Putz abreißen. Die Oberfläche muss eben sein, damit die Körner gleichmäßig verrieben werden können.
2. Den Untergrund für Rollputz oder Reibeputz vorbereiten
Als Untergrund kommen alle mineralischen Grundputze und Beton infrage. Alte Wandbeläge sind rückstandsfrei zu entfernen. Tapeten bieten keine Haftung, da Sie nicht sicher davon ausgehen können, dass sie feuchteunempfindlich geklebt wurden – der in der Regel eingesetzte zellulosegebundene Kleister löst sich unter der Feuchteeinwirkung der Putzmasse sofort. Das gleiche gilt für alle nicht wasserfesten Altanstriche und Beschichtungen (z.B. Lehm). Fest haftende und wasserfeste Anstriche anschleifen respektive aufrauen. Soll der neue Rollputz oder Reibeputz auf einen schon vorhandenen Dekorputz aufgetragen werden, ist die Fläche vorher abzuspachteln. Frisch betonierte Flächen weisen auf der Oberfläche eine Sinterhaut (siehe Infokasten) auf, die vor der Grundierung mit dem Stahlbesen entfernt werden muss.
3. Oberflächen vor dem Auftragen von Rollputz oder Reibeputz richtig vorbehandeln
Viele Profis halten den Putzgrund für unnötig, aber er bietet viele Funktionen in einem Arbeitsgang. Er reguliert nicht nur die Saugfähigkeit des Untergrundes, sondern dient auf allen Flächen auch als Haftverbesserer für Rollputz oder Reibeputz (bei schwach saugenden Untergründen wie Beton und Altanstrichen). Die leichte Körnung des Putzgrunds sorgt für eine optimale Verankerung des Putzes, und schließlich ist er auch weiß pigmentiert, sodass die nicht immer ansehnliche Untergrundfarbe nicht durch die eingeriebenen Riefen durchschimmert. Um die Tragfähigkeit bei schwach kreidenden Untergründen zu erreichen, werden diese zuvor mit einem Tiefengrund gestrichen.
Kunstharz- vs. Mineralputz für Rollputz oder Reibeputz
Die Frage, ob Kunstharz- oder Mineralputz als Rollputz oder Reibeputz zum Einsatz kommen soll, muss Ihr Kunde beantworten. Geht es um die Eigenschaften Rissüberbrückung, Scheuerfestigkeit, Elastizität und Strapazierfähigkeit, ist der Kunstharzputz sicher erste Wahl. Solche Eigenschaften sind vor allem in Hausfluren von Mehrfamilienhäusern gefragt. Moderne Kunstharzputze sind in ihrem Diffusionsverhalten deutlich verbessert worden, sie werden dazu grundsätzlich gebrauchsfertig geliefert. In Wohnräumen spielt die Strapazierfähigkeit eher eine untergeordnete Rolle: Hier punktet vor allem das sehr gute Diffusionsvermögen der mineralischen Putze, wenn Rollputz innen oder Reibeputz innen an die Wände gebracht werden soll. Das größte Manko früherer Mineralputze war, dass sie als Trockenmörtel geliefert wurden, das Anmischen übernahm der Profi selbst. Das ist schon seit geraumer Zeit anders, auch hier gibt es gebrauchsfertige mineralische Putze. Noch nicht so lange auf dem Markt sind Dekorputze auf Zellulosebasis. Hauptvorteile dieser Variante sind eine extrem lange offene Zeit (45 Minuten) und die Tatsache, dass sie im Renovierungsfalle einfach mit Spülwasser benetzt und dann per Spachtel wieder abgeschabt werden können.
Grundsätzlich können alle Dekorputzarten nachträglich mit Dispersionsfarbe oder speziellen mineralischen Farben überstrichen werden. Aber Achtung: Bei manchen Putzen geht das erst einige Wochen nach dem Aufbringen. Ist vom Kunden von vorneherein eine andere Farbe als Weiß gewünscht, ist das direkte Einfärben der Putzmasse immer die bessere Variante. Das hat auch den Vorteil, dass die Putzschicht komplett durchgefärbt ist und bei kleinen Kratzern in der Oberfläche nicht die weiße Grundfarbe durchschimmert.
Mineralische Putze bekommen Sie in zwei Varianten.
Der gebrauchsfertige Putz ist teurer und lohnt sich nur bei relativ kleinen Flächen. (Beide Bilder: Knauf)
Die sogenannte Sinterhaut bildet sich nur an den Oberflächen von Gipsputzen oder Beton. Wird der Raum nicht ausreichend durchlüftet, kann das überschüssige Anmachwasser nicht mehr zügig abgegeben werden. Die Feuchtigkeit wird nur noch sehr langsam zur Oberfläche transportiert, das enthaltene Kalkhydrat wird von diesem Wasser aufgelöst und sukzessive an die Putz- bzw. Betonoberfläche transportiert. Das Kalkhydrat reagiert dort mit dem Kohlendioxid aus der Luft zu Calcit, das eine dichte, feuchtigkeitsundurchlässige Schicht, die Sinterhaut bildet. Die beeinträchtigt die Saugfähigkeit der Oberfläche so stark, dass Dekorputze nur schwer Haftung finden.