Bei welcher Außentemperatur muss geheizt werden?

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Erstellt: 30.09.2022, 15:53 Uhr

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Die Energiekrise macht auch vor Deutschland nicht Halt. Heizen könnte extrem teuer werden. Wann man die Heizung nutzen soll und was Mieter wissen müssen.

Berlin – Die Blätter fallen, es wird früher dunkel und später hell: Ganz eindeutig, der Herbst steht vor der Tür. Das lässt sich auch an sinkenden Temperaturen festmachen. Wer in den eigenen vier Wänden nicht übermäßig viel frieren will, schaltet natürlich seine Heizung an. Doch ist das jederzeit ratsam, besonders vor dem Hintergrund der Energiekrise und den gestiegenen Kosten durch die von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ins Leben gerufene Gasumlage?

Kreiszeitung.de von IPPEN.MEDIA blickt auf die verzwickte Situation für Verbraucher in Deutschland sowie die Rolle der Vermieter und erklärt, ab wann die Deutschen im Jahr 2022 heizen sollten.

Heizen in Deutschland: In welchem Zeitraum muss und darf überhaupt geheizt werden?

Um es vorweg zu nehmen: Eine klar definierte Heizperiode 2022 gibt es in Deutschland nicht – damit ist auch nicht klar, ab wann offiziell in Deutschland geheizt werden muss. Doch finden sich in der Rechtsprechung diverse Urteile, die den Zeitraum vom 1. Oktober bis Ende April als generelle Heizperiode bezeichnen. Und an eben dieser Zeitspanne orientieren sich auch die meisten Hausverwaltungen und Vermieter. Das Heizen im August muss dennoch vom Vermieter garantiert werden.

Viele Haushalte wollen in diesem Winter verstärkt mit Holz heizen. Doch Experten warnen vor schädlichen Folgen für Gesundheit, Klima und Umwelt. © Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Für gewöhnlich werden die Betriebszeiten der Heizanlage in Mietvertrag festgelegt. Ab dem dort genannten Stichtag liefern die Heizkörper auf Wunsch Wärme. Dafür müssen sie nicht zwingend aufgedreht werden. Die Grundlage zur Bewertung, ob der Wohnraum auch ausreichend warm ist, stellt die DIN 4701 zur Berechnung des Wärmebedarfs dar. Demnach haben Mieter während der Heizperiode das Anrecht auf eine 20 bis 22 Grad warme Wohnung – zumindest tagsüber. Ab wie viel Uhr es zu einer Nachtabsenkung der Heizung kommt, ist dementsprechend auch geregelt.

Ab wann heizen im Altbau und der Wohnung

Es gibt einige Gebäude, die während der kalten Jahreszeit besonders anfällig für Schimmel sind. An wann Mieter deshalb heizen sollten, ist nicht für Altbau oder neuere Wohnungen vorgeschrieben. Dennoch geben Experten Empfehlungen ab, ab wann es sinnvoll ist, die Heizung in der kalten Jahreszeit einzuschalten: In älteren Gebäuden und Altbau sollte ab einer Außentemperatur von 15 bis 17 Grad Celsius geheizt werden. Bei neueren Gebäuden können Besitzer und Mieter durchaus länger warten. Ab 14 Grad sollten aber auch sie heizen. Schlechte Isolierungen können es auch erforderlich machen, dass früher gehandelt werden muss.

Rechte von Mietern beim Heizen: Außentemperatur unwichtig – Mindesttemperatur von 20 bis 22 Grad der Wohnung im Winter

Der Vermieter ist nämlich nicht dazu verpflichtet, die Räume rund um die Uhr auf Mindesttemperatur zu beheizen. Die Raumtemperaturen dürfen die Richtwerte zwischen 23:00 Uhr abends und 06:00 Uhr morgens um bis zu drei Grad unterschreiten – diese Nachtabsenkung der Heizung könnte dennoch für Unverständnis bei einigen Mietern sorgen. Das nächtliche Drosseln der Temperaturen hatte übrigens der Versorger Vonovia für Bremen längst angekündigt. Laut dem Deutschen Mieterbund (DMB) ist in der Nacht eine Innentemperatur von 18 Grad ausreichend. Durch diese Nachtabsenkung der Heizung soll am Ende des Tages Energie beim Heizen gespart werden.

Wird die Mindesttemperatur von 20 bis 22 Grad Celsius im Winter nicht erreicht, liegt ein Wohnungsmangel vor. Der Vermieter ist verpflichtet, diesen Mangel abzustellen. Solange dies nicht geschehen ist, kann der Mieter die Miete mindern, das heißt weniger zahlen.

Außerhalb der Heizperiode ist der Vermieter ebenfalls dazu verpflichtet, die Heizanlage des Gebäudes in betriebsfähigem Zustand zu halten. Der Vermieter oder die Hausverwaltung muss die Heizung dann einschalten, wenn die Außentemperatur unter 16 Grad oder länger als zwei Tage unter 18 Grad liegt. Das gilt unabhängig von der Jahreszeit. Ergo: Auch im Sommer kann der Vermieter dazu gezwungen sein, die Heizung einzuschalten, wenn das Wetter über einen längeren Zeitraum schlecht ist.

Außentemperatur: Ab wann Mieter und Besitzer heizen sollten

Frieren möchten die wenigsten in der kalten Jahreszeit. Um Schimmel und Schäden an den Gebäuden vorzubeugen, muss allerdings je nach Außentemperatur beim Heizen anders reagiert werden. Als Faustregel kann festgehalten werden, dass ältere Gebäude schon bei höheren Temperaturen geheizt werden sollten. Während Altbauten dabei besonders anfällig sind, können Passivhäuser viel länger unbeheizt bleiben. Ab wie viel Grad Außentemperatur Mieter schließlich heizen, ist natürlich auch immer eine persönliche Entscheidung. Als Empfehlung gilt:

Altbau und ältere Gebäude (Baujahr vor 1977): Bewohner sollten spätestens ab einer Außentemperatur von 15 Grad Celsius heizen.

Jüngere Gebäude (Baujahr 1977 bis 1995): Hier gilt der Richtwert von 14 Grad Celsius Außentemperatur, um die Heizung einzuschalten.

Gebäude ab Baujahr 1995 und jünger: Hier sollten Bewohner spätestens bei 12 Grad handeln. Je nach Energieeffizienz des Gebäudes sollte auch schon bei wärmeren Außentemperaturen die Heizung eingeschaltet werden.

Niedrigenergiehäuser und Passivhäuser: Wegen der deutlich besseren Dämmung können Bewohner deutlich länger auf das Heizen verzichten. Als Richtwert gilt, dass spätestens ab 11 Grad Außentemperatur geheizt werden sollte.

Ab wann heizen 2022: Verbraucher können Mietverhältnis kündigen, wenn Gesundheitsschäden aus zu kalter Wohnung entstehen

Sollten die genannten Temperaturen in der Wohnung durch den Vermieter nicht erreicht werden, können Mieter auf ihr Recht zur Mietminderung um zehn bis 20 Prozent pochen. Wenn die Heizung in den Wintermonaten komplett ausfällt, ist nach einem Urteil vom Landgericht Hamburg aus dem Mai 1975 sogar eine Mietminderung von 100 Prozent möglich. Demgegenüber steht jedoch ein vollständiger Heizausfall im Januar 2022, der dem Berliner Amtsgericht Tempelhof-Kreuzberg, basierend auf einem Urteil vom Oktober 1984, nur eine Mietminderung von 50 Prozent wert war.

Darüber hinaus ist der Mieter bei dauerhaft kalt bleibender Wohnung wegen drohender Gesundheitsschäden auch berechtigt, das Mietverhältnis fristlos zu kündigen.

Grundsätzlich greift bei der Ermittlung der Innentemperaturen immer der Wert, der in der Mitte des Raums erreicht wird. Unzulässig sind hingegen Messungen am Boden oder unmittelbar neben dem Fenster. Eigenmächtig sollten Mieter ihre Miete aber auf keinen Fall kürzen, sondern zunächst einmal den Vermieter kontaktieren. Unter Umständen kann diesem auch eine Frist gesetzt werden, bis zu welchem Termin der Mangel behoben sein sollte.

Während Gaskrise weniger heizen, um Energiekosten zu sparen? Bei Schimmeln oder eingefrorenen Rohren wird es teuer

Übrigens: Etwaige Klauseln in Wohnungsmietverträgen, die Mieter zum Heizen auf eine bestimmte Mindesttemperatur verpflichten, sind laut dem Mieterbund zumindest vorübergehend und seit dem 1. September ausgesetzt. Und dennoch müssen Mieter selbst Sorge dafür tragen, dass ihre Wohnung durch angemessenes Heiz- und Lüftungsverhalten nicht beschädigt wird. Das gilt auch, wenn Mieter für längere Zeit abwesend sind.

Wer weniger heizen will, um Energiekosten zu sparen, sollte sich immer vor Augen halten, dass man unter Umständen für eingefrorene Rohre oder Schimmel am Mietobjekt zur Kasse gebeten werden kann. Besser ist es da, als Verbraucher die Preise für Strom und Gas vom jeweiligen Versorger im Blick zu behalten. Zum guten Rechts des Mieters gehört zudem auch, beim Hauseigentümer nachzufragen, ob die komplette Heizungsanlage tatsächlich optimal eingestellt ist. (Yannick Hanke)

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Bei welcher Aussentemperatur muss der Vermieter die Heizung einschalten?

Der Vermieter muss die Heizung einschalten, wenn die Außentemperaturen unter 16 Grad liegen bzw. länger als 2 Tage unter 18 Grad. Eine Verletzung dieser Pflicht über mehr als 30 Tage gilt als Gesundheitsgefährdung.

Wann muss außerhalb der Heizperiode geheizt werden?

Heizen außerhalb der Heizperiode Sinkt die Zimmertemperatur tagsüber gar unter 16°C, muss die Heizung sofort in Betrieb genommen werden, denn hier ist die Grenze der Gesundheitsgefährdung überschritten (LG Kassel WuM 64, 71). Das Amtsgericht Uelzen (WuM 86, 212) stellt auf die Außentemperatur ab.

Wann muss eine Wohnung beheizt werden?

Tatsächlich gibt es juristisch keinen festgelegten Zeitraum, in dem die Heizung laufen muss. Vielmehr kommt es auf die tatsächlichen Temperaturen an. Als Mieter haben Sie nämlich Anspruch darauf, dass Ihre Wohnung zumindest zwischen Oktober und Ende April tagsüber nicht unter 20 Grad Celsius kalt sein darf.

Wann muss Heizung angemacht werden?

(dmb) Während der Heizperiode, in der Regel vom 1. Oktober bis 30. April, muss der Vermieter die zentrale Heizungsanlage so einstellen, dass eine Mindesttemperatur in der Wohnung zwischen 20 und 22 Grad Celsius erreicht werden kann, teilte der Deutsche Mieterbundes (DMB) mit.

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