Bakterien und viren das gleiche

Hinter den Krankheiten, die wir uns einfangen, stecken immer die gleichen Schuldigen: Mikroben. Aber nicht alle von ihnen sind unbedingt gefährlich. Was sind Keime wirklich? Was bedeutet der Begriff? Und was ist der Unterschied zwischen einem Virus und einem Bakterium?

Der Begriff “Mikrobe” bedeutet „kleines Leben„. Der Begriff wurde 1878 von dem französischen Chirurgen Charles-Emmanuel Sédillot geprägt, um alle Lebewesen zu bezeichnen, die nur unter dem Mikroskop zu sehen sind und die Krankheiten verursachen. Heute weiß man, dass dieser praktische Begriff nicht sehr wissenschaftlich ist. Er vermischt unterschiedliche Mikroorganismen: Bakterien, Viren, Protozoen, einzellige Algen, Pilze und einige mehr. Die ersten beobachteten Bakterien waren stäbchenförmig.

Bakterien sind mikroskopisch kleine Lebewesen, d. h. Mikroben, die aus einer einzigen Zelle bestehen, die von einer Wand umgeben ist und keinen Zellkern haben (sie gehören zu den prokaryotischen Organismen). Sie messen etwa 1 µm (ein Bakterium ist also 50 Mal dünner als ein Haar) und sind in der Regel kugel- oder stäbchenförmig. Bakterien waren die ersten Lebensformen, die vor mehr als drei Milliarden Jahren auf der Erde auftauchten, und sie besiedeln noch immer die gesamte irdische Umwelt.

Viele von ihnen sind nicht schädlich, einige sind sogar nützlich für den Menschen (sie helfen zum Beispiel bei der Verdauung). Andere Bakterien verursachen hingegen schwere Krankheiten wie die Pest, Cholera, Tuberkulose oder, weniger schlimm, Angina pectoris (schmerzende koronare Herzkrankheit). Antibiotika können verhindern, dass sich Bakterien vermehren.

Eines haben Bakterien und Viren gemein: Beide können unseren Organismus befallen und entscheidend schwächen. Doch wo genau liegt der Unterschied? Wie unterscheidet sich das Krankheitsbild und welche Behandlung hilft bei welchem Infekt? Der Direktor der Klinik für Infektiologie und Mikrobiologie des UKSH in Lübeck Prof. Dr. Jan Rupp kennt die Antworten

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Wir fühlen uns schlapp, müde und irgendwie kränklich – doch woran liegt das? Schuld kann ein Infekt aufgrund von Viren oder Bakterien sein. Die kleinen Krankheitserreger begegnen uns praktisch überall und werfen uns manchmal ganz schön aus der Bahn. Aber keine Sorge, nicht jeder Kontakt macht immer gleich krank. Ein starkes Immunsystem gewinnt den Kampf gegen die Erreger ganz allein und ohne, dass man davon etwas bemerkt.

  • Herr Prof. Dr. Rupp, wie unterscheiden sich Viren und Bakterien?

    Ganz grundlegend sind Viren immer auf einen Organismus als Wirt angewiesen, um sich zu vermehren. Im Gegensatz zu Bakterien, die sich zum Großteil außerhalb menschlicher Zellen vermehren. Das liegt daran, dass Viren nicht aus einer eigenen Zelle bestehen und auch keinen eigenen Stoffwechsel haben. Daher benötigen sie menschliche Zellen zur Vervielfältigung.

  • Wie reagiert unser Immunsystem, wenn Viren und Bakterien in unseren Organismus gelangen?

    Dass Bakterien und Viren in unseren Körper gelangen, ist zunächst die Regel und nicht die Ausnahme. Deshalb kann man sich eigentlich immer nur wundern, wie gut das menschliche Immunsystem unterscheiden kann, ob eine Gefahr begeht oder nicht – und das sozusagen im Stand-by-Modus. Bakterien, die uns beispielsweise auf der Haut oder im Rachen befallen, werden als bekannt eingestuft und erstmal toleriert. Bislang unbekannte Keime stuft der Körper allerdings als bedrohlich ein. Diese werden dann mit einer intensiveren Abwehrreaktion bekämpft, häufig zu merken am Symptom Fieber.

    Wie unser Körper auf Eindringlinge reagiert, hängt aber auch davon ab, wie stark der Erreger vordringt und ob er möglicherweise in der Blutbahn landet. Dann reagiert der Körper extremer, da unmittelbar Gefahr für die einzelne Organfunktion droht. Zugleich hängt es sehr vom Alter, dem Immunstatus und weiteren Faktoren der Personen ab, wie ausgeprägt die Abwehrreaktionen verlaufen. Als Beispiel: Kleinkinder machen eine Vielzahl an viralen Infektionen durch, ohne dass dies klinisch auffällt. Bei älteren Patienten rufen aber teilweise auch schwerste Infektionen wie eine Blutvergiftung (Sepsis) kein Fieber oder andere Reaktionen des Körpers mehr hervor.

  • Sind virale Infekte gefährlicher als bakterielle Infekte?

    Nein, das kann man prinzipiell so nicht sagen. Und auch die Sichtweise ist aktuell durch die COVID-19-Pandemie etwas in Schieflage geraten. Klar, gerade die Viren, die über die Luft als Tröpfchen übertragen werden, haben es leichter sich zu verbreiten. Deshalb sind Viren wie SARS-CoV-2 auch in der Lage, innerhalb kurzer Zeit zu globalen Ausbrüchen zu führen. Und natürlich haben wir schlimme virusbedingte Erkrankungen wie Ebola und AIDS im Kopf, aber in der Realität eines Krankenhauses überwiegen die schweren, bakteriellen Infektionen. Sei es im Rahmen einer Sepsis oder nach einer Operation, da gibt es zahlreiche Ursachen. Durch das vermehrte Auftreten von multi-resistenten Erregern (MRE) sind die Therapiemöglichkeiten da noch limitierter.

  • Woran kann man erkennen, ob man einen viralen oder bakteriellen Infekt hat?

    Oftmals lässt sich das anhand einzelner Symptome gar nicht festmachen, aber der Begriff eines „grippalen Infekts“ hat schon seine Berechtigung: Er wird zumeist durch Viren ausgelöst und geht einher mit Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen, häufig auch mit Abgeschlagenheit. Wenn sich ein Krankheitsbild hingegen rasch verschlechtert, oder auch ein zunächst trockener Husten zu eitrigem Auswurf führt, sind das Anzeichen dafür, dass Bakterien möglicherweise eine Superinfektion ausgelöst haben. Das muss dann unbedingt mit dem Arzt besprochen werden.

  • Wie unterscheidet sich die Behandlung von bakteriellen und viralen Infekten?

    Für die Behandlung der allermeisten Bakterien haben wir glücklicherweise weiterhin Antibiotika zur Verfügung – die Anwendung richtet sich dabei meist gezielt gegen einzelne Bestandteile des Bakteriums.

    Bei Viren ist das schon schwieriger, da sie die menschlichen Zellen für ihre Vermehrung nutzen. Medikamente müssen daher auch erst in die menschliche Zelle gelangen. Gerade in den letzten Jahren ist es aber auch hier gelungen, gezielt Substanzen gegen viruseigene Enzyme zu entwickeln. Das führt sehr effektiv dazu, dass diese Krankheitserreger gehemmt werden können., beispielsweise bei HIV oder dem Hepatitis-C-Virus.

  • Wie lange können Viren nach einer Infektion in unserem Körper verbleiben?

    Das ist unterschiedlich – Extremfälle sind vielleicht zum einen Viren, die eine Darminfektion auslösen können, z. B. Noroviren. Diese sind meist nur wenige Tage im Körper. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Erreger aus der Herpes-Gruppe, mit denen man sich im Kleinkindalter infiziert und die dann ein Leben lang im Körper verbleiben und immer wieder ausbrechen können.

  • Unser Körper ist übersäht von Bakterien – wie wichtig sind diese für unseren Körper?

    Durch das Feld der Mikrobiomforschung beginnen wir gerade erst richtig zu verstehen, wie wichtig Bakterien für den Menschen sind. Gerade die Vielzahl und Interaktion von Bakterien untereinander hat eine ganz wichtige Funktion im menschlichen Organismus. Das beginnt unmittelbar nach der Geburt: Die Reifung des Immunsystems und die Ausbildung eines effizienten Stoffwechsels hat für uns ein Leben lang Bedeutung. Sei es in der Ausbildung von Autoimmunerkrankungen oder chronisch-entzündlichen Erkrankungen.

    Gerade deshalb weisen wir seit Jahren auch vermehrt darauf hin, wie wohl überlegt die Gabe eines Antibiotikums sein muss – gerade bei vermeintlich leichteren Infektionen. Denn man greift dadurch unmittelbar in diese Bakterien-Gemeinschaften ein, ohne dass man aktuell konkret weiß, welcher kurz- bzw. langfristige Schaden dadurch entstehen kann.

  • Viele Patienten haben Sorge, sich während eines Krankenhausaufenthalts mit Krankenhauskeimen zu infizieren. Warum sind sie für uns so gefährlich und wie kann man ihnen begegnen?

    Ganz wichtig ist, zu vermitteln, dass es sich bei Krankenhauskeimen nicht um so genannte Killerbakterien handelt, die besonders aggressiv sind und unmittelbar schneller zur Erkrankung und/oder zum Tod führen. Unter „Krankenhauskeimen“ finden sich eher die klassischen Erreger von Lungenentzündungen, Harnwegsinfektionen, usw. Das Problem: Über die Jahre sind diese besonders resistent gegen unterschiedliche Antibiotika geworden, dadurch wird eine effiziente Behandlung erschwert und das kann den Behandlungsverlauf negativ beeinflussen.

    Deshalb gibt es in den Leitlinien für Patienten mit Verdacht auf eine Infektion mit multi-resistenten Erregern (MRE) besondere Therapieempfehlungen. Diese helfen zudem dabei, dass sich die Erreger nicht weiter im Krankenhaus ausbreiten.

  • Wie lange können Bakterien und Viren an Oberflächen überleben?

    Das lässt sich nicht pauschal sagen. Es gibt sowohl bei Bakterien als auch bei Viren starke Unterschiede, was das Überleben außerhalb des Körpers und auf Oberflächen mit unterschiedlicher Beschaffenheit angeht. Wichtiger finde ich den Aspekt, dass man durch regelmäßiges Händewaschen und mit gelegentlichem Händedesinfizieren in besonders sensiblen Bereichen einen sehr guten Schutz erzielt, unabhängig davon, ob es sich um Bakterien oder Viren handelt.

  • Neben der „Niesetikette“ ist auch die „AHA-Methode“ (Abstand-Hygiene-Alltagsmaske) derzeit ein wichtiger Teil unseres Alltags. Haben Sie weitere Empfehlungen, wie wir uns im Alltag gut vor Viren schützen können?

    Es ist in der aktuellen Diskussion interessant zu beobachten, wie die Sorge vor einer SARS-CoV-2-Infektion dazu führt, dass sich viele Personen Gedanken darüber machen, wie man Virusinfektionen vermeiden kann. Dabei hatten wir in den vergangenen Jahren große Ausbrüche mit Influenza-Viren und auch Noroviren. Die AHA-Maßnahmen wären hier ebenfalls hilfreich gewesen, hätten aber in der Bevölkerung sicher keine Akzeptanz gefunden. Damit will ich sagen, dass die derzeitigen Maßnahmen ein ganz wichtiges Puzzlesteinchen dafür sind, um die Ausbreitung in Deutschland kontrollieren können. Ein verantwortungsvoller Umgang in Gruppen, Tests bei Symptomen und nach Reisen, sowie vermehrte Rücksicht untereinander sind die Voraussetzungen dafür, dass wir gut durch den Herbst und Winter kommen.

    Sind Bakterien und Viren das gleiche?

    Viren (z. B. Corona-Viren) sind im Gegensatz zu Bakterien keine Lebewesen. Viren können nicht eigenständig leben, weil sie keinen eigenen Stoffwechsel zur Energiegewinnung haben.

    Was ist der Unterschied zwischen einer bakteriellen und einer Virusinfektion?

    Ganz grundlegend sind Viren immer auf einen Organismus als Wirt angewiesen, um sich zu vermehren. Im Gegensatz zu Bakterien, die sich zum Großteil außerhalb menschlicher Zellen vermehren. Das liegt daran, dass Viren nicht aus einer eigenen Zelle bestehen und auch keinen eigenen Stoffwechsel haben.

    Was ist der Unterschied zwischen Bakterien und Viren Wikipedia?

    Bakterien zählen zu den Lebewesen. Aufbau: Bakterien sind Einzeller, haben einen Stoffwechsel und können sich selbst reproduzieren (fortpflanzen). Viren bestehen nur aus einer Eiweisshülle, in der sie ihre Erbsubstanz aufbewahren.

    Ist Covid 19 eine bakterielle Infektion?

    Von andere Viren bekommt man die Wind-Pocken. Vom Corona-Virus bekommt man die Krankheit COVID-19. Das ist bei allen Viren gleich: Viren vermehren sich nur im Körper vom Menschen.

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